Das zweite & dritte Jahr 48

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48

Wir scheinen keine Schlangenbeschwörer zu sein. Wir glauben an die Gegenwart. Jedenfalls ermutigen wir uns dazu. Sagen uns: Da ist sonst nichts. Was sonst soll auch da sein? Wie könnte überhaupt etwas sein, das nicht da ist? Es müsste ja woanders sein, als das, was da ist. An einem anderen Ort. Immer wieder sieht es so aus, als würde die Gegenwart unter einer sonderbaren Schwäche leiden, die ihr jede Beständigkeit nimmt, sie niemals zur Ruhe kommen lässt, ihr auf eine recht unfreundliche Art die Zeit raubt. Die das, was sie darstellt, irgendwo hin verschiebt, an einen zwar weder lichtlosen noch dunklen Ort, einen Unort, wohin kein Auge blicken kann. Antwortet unser Kind auf unsere törichte Frage, wann es denn heute Laufrad fahren möchte, mit einer Zeitangabe, die auf die Vergangenheit hinweist, oder schlägt es vor, übermorgen auf den Brenner zu fahren, oder erklärt es Nikolaus Nikolaus (einem vorwitzigen Kiwi, der einen munteren Schneehandel betreibt), dass es heute um fünfzig Uhr schneien soll, so scheint es sich über diesen Unort lustig zu machen, nicht, weil es es eben nicht besser weiß und weil ihm die Zeit gar nichts sagen würde, sondern weil es es besser weiß, weil ihm bekannt ist, dass sich mit der Zeit alles anstellen lässt, wenn man nur will. Glückliches Kind! Ein Blick zu ihm genügt und wir erkennen: in Wahrheit sind wir keine Schlangenbeschwörer. In Wahrheit sind wir Verwandler. Wir können nicht nur alles verwandeln, wir müssen alles verwandeln: die Gegenwart in die Vergangenheit oder in die Zukunft, die Vergangenheit wieder in die Gegenwart, die Zukunft in die Gegenwart allemal. Also ist es mit unserem Glauben wie mit unserem Unglauben an die Gegenwart gar nicht so weit her? Da gab es diesen Mann (in einem Märchen aus tausend und einer Nacht), der seine Schlangen immer in einem großen Krug vor seiner Frau und seinen Kindern verbarg. Der Mann war ein Schlangenbeschwörer. Die Beschwörung seiner Schlangen hatte nur den einen Sinn, sie über die Zukunft zu befragen. Doch musste das im Geheimen geschehen, seine Frau und seine Kinder durften nichts wissen davon, den Krug selbst und die Schlangen darin hielt er vor ihnen verborgen. Aber bald entdeckten sie sein Geheimnis und sie drängten ihn, ihnen den Inhalt des Krugs zu offenbaren. Er wollte nicht, auf keinen Fall. Geht es euch nicht gut? fragte er. Ihr habt alles, was ihr braucht, Kleider, ein Haus, Nahrung und auch viel Überflüssiges. Ihr könnt noch mehr haben, aber den Inhalt des Krugs kann ich euch nicht zeigen. Die Kinder wurden wütend, sie wollten fortgehen, sich sogar etwas antun, wenn ihr Vater ihnen diesen einen Wunsch nicht erfülle. Da wurde der Mann seinerseits wütend, er drohte seinen Kinder mit dem Stock, aber sie liefen ihm davon. So mit seinen Kindern beschäftigt, bemerkte er nicht, wie seine Frau zu seinem Krug schlich und ihn öffnete. Das Ende der Geschichte ist kurz. Die Schlangen töteten die Frau und auch noch die Kinder. Wie weit wir doch davon entfernt sind, unser Kind mit solchen Geschichten zu behelligen! Solchen kleinen tückischen Geschichten, die mit ihrer Moral nicht hinter dem Berg halten: Dass kein Mensch so zudringlich etwas begehren soll, das ihm Gott nicht gewähren will. Dass nur dem Geduldigen der Herr die innigsten Wünsche erfülle (dem König einen Sohn schenke wie im Märchen). Für uns kleiner (oder größer): dass wir die Zukunft nicht wissen wollen sollen. Dass uns das Brechen der Gegenwart und das Spähen in die Zukunft umbringen wird. Dass wir leben, solange wir in der Gegenwart leben. Tun wir das nicht, sind wir schon gestorben. (Oh, Gott, ja, wohl ist es so: wir sind schon ein bißchen gestorben!) Nein, wir sind keine Schlangenbeschwörer, oder ist es das, was uns das Märchen sagt: wir sind Schlangenbeschwörer. (Ein bißchen erschrecken wir über diese Möglichkeit und wünschen uns unser Kind als Baby zurück, als kleinsten aller Meister, dessen Präsenz all unser Sinnen und Trachten augenblicklich lähmt. Oh, ja, vielleicht brauchen wir ein bißchen Gift, ein bißchen Schlangengift, nur töten soll es uns nicht. Manchmal kommen wir uns wie die Zeit selbst vor. Wir beide: die Zeit für unser Kind. Mit unergründlichem Blick versucht es uns zu lesen, die Zeit, die wir für es sind zu lesen. Wir ticken nicht ganz richtig, könnte es auch denken, aber wir glauben nicht, dass es so etwas denkt, so grob denkt es bestimmt nicht über uns, weiß es doch, dass wir noch Zeit brauchen. Noch mehr Gegenwart, noch mehr Meisterschaft.)

Das zweite & dritte Jahr 47

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47

Kein Trotz, nirgends. (Etwas wird die Trotzphase genannt. Alle nennen es Trotzphase, vereint im Begriff lässt sich die eigene Erfahrung, die die Erfahrung ist, die alle Eltern machen, leichter verkraften. In den Ratgebern heißt es, die Eltern fiebern dem Ende der Trotzphase entgegen. Die Rede ist vom kleinen Wutmonster, dem Kind, dem die Sicherung durchgebrannt ist, vom Kind, das die Eltern an den Rand der Verzweiflung bringt. Das Kind will. Das Kind will bestimmen, herrschen, mächtig sein. Das ist notwendig, heißt es, es ist wichtig für die Entwicklung des Kindes, für die Ausbildung seines Ich, fürs spätere Leben. Dieser Trotz richtet sich nur scheinbar gegen die Eltern, lesen wir, wir, du, ich, sind es nunmal, die dem Kind gegenüberstehen, nur an uns, die wir es innig lieben, kann es seinen Trotz ausleben, den wir Klugen, wissen ihn zu nehmen als das, was er ist: ein notwendiger Lernschritt im Leben des kleinen Menschen. Freundlichere Stimmen, klügere Stimmen nennen die Trotzphase die Autonomiephase. Das klingt reifer, erwachsener, auch distanzierter, weiser. Die Autonomie muss unser Kind erst lernen. Auf sich bestehen, sein Wollen kundtun, seinen Willen lautstark zum Hören bringen. Autonomie, das ist auch, dem eigenen Innern gehorchen, mehr als allem Äußeren, Elterlichen, Vorgegebenen. – Alles wahr, alles gut? Aber genau betrachtet, das heißt, wenn wir uns im Zusammensein mit unserem Kind nicht verlieren, wenn wir nicht der höheren, gelernten Vernuft zuhören, der pädagogischen Vernunft – manchmal denken wir, alle Vernunft ist  pädagogisch, nur pädagogisch, was sonst will sie, als uns ständig aufklären -, wenn wir also in nicht nur guten, sondern sehr guten Momenten vergessen können, dass wir die Erwachsenen sind und unser Kind Kind ist, dann – und darin besteht die Genauigkeit unserer Betrachtung -, dann enttarnt sich der Trotz als eine im Grunde mäßig raffinierte Verklärung eines banalen Mißverständnisses. Es gibt keine Trotzphase im Leben eines Menschen. Wird der Trotz zur Phase scheint uns etwas in Unordnung geraten zu sein. Gerät unser Kind in eine Wut, widersteht es jedem Wort, jeder Ansprache, jedem Schmeicheln, jeder Verführung, muss seine Wut eine heilige sein. Heilig wie die Wut der delphischen Priesterin, die erst dann wahrsagen will, wenn genügend Geschenke, Belohnungen, selbstlose Opfer diese Wut erst so richtig zum brennen gebracht haben. Unser Geschenk, unsere Belohnung, unser Opfer an unser Kind ist nicht unser Wille, der seinem nachgeben oder sich fügen müsste, nein, es ist nur eine simple wie folgenschwere Einsicht, die den Willen unseres Kindes nicht zur Phase niederredet, sondern ihn im gleichen Maße anerkennt wie unseren eigenen. Das ist unser wahres Geschenk, unsere wahre Belohnung, unser wahres Opfer. Unsere falschen Geschenke, falschen Belohnungen, falschen Opfer – wenn wir uns anpassen, tricksen, einschmeicheln, laut werden – bringen erst die Wut zum Ausbruch. Vielleicht haben wir das nötig, haben wir die Wut nötig, weil es uns, trotz unserer vorbildlichen Vernunft so unendlich schwer fällt, unser Kind als gleichberechtigtes Wesen zu betrachten, das nichts weniger braucht, als unser Besserwissen, unser Eingreifen, unsere Autorität. So kann der Trotz verschwinden, wenn wir unser falsches Handeln, das nur aus einem Wort bestehen kann, sehen und hören können. Wenn uns die Wut unseres Kindes zu dieser Einsicht hat kommen lassen. Dann lassen wir uns nicht achselzuckend benebeln von einer Trotzphase zu sprechen, durch die wir durch müssen, die unser Kind durchleben muss, um eine und einer zu werden wie wir. Hierin unserem Baby, unserem Kind, unserem Meister zu folgen, ist schwer. Zu leicht führt uns die Wut eines anderen Menschen in die Irre. Lässt sich schon die eigene Wut schwer ertragen, so erst recht die der anderen. Leihen wir der Wut still und andächtig unser Ohr, so als würden wir das Unglaublichste vernehmen, kann sie verrauchen; und der Trotz fährt seine Mauern ein, entlädt seine Waffen.) Kleiner Trotz, überall. Voran eilt unser Kind mit dem Laufrad, bis laut an der nächsten Kreuzung unser Ruf erschallt: Stopp! Wir beugen uns nieder, um mit wenig Worten von der Gefahr zu sprechen und die Regel zu verkünden, dass wir nur gemeinsam hinübergehen auf die andere Straßenseite. Unser Kind hockt auf seinem Laufrad und scharrt mit den Füßen. Schon wie ein großer ungeduldiger Verkehrsteilnehmer bringt es sein Rad einen Zentimeter nach vorne und noch einen Zentimeter und noch einen. Listig trotzt es unserem Blick, doch wir schweigen.Wie charmant uns unser Kind doch zu widerstehen versteht und wie charmant es sich fügt. Es spielt gern mit uns. Nun stört nicht mehr unser sicheres Vorankommen.

 

 

Das zweite & dritte Jahr 46

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46

Auch die anderen Väter und Söhne bemerken wir, wie sie uns bemerken. Manchmal streifen sie uns nur, manchmal treffen sie uns mitten ins Herz. Natürlich handeln wir unser Leben, unsere Vaterschaft nicht allein ab, auch, wenn es manchmal den Anschein hat. Wir sind nicht alle anderen und alle anderen sind nicht wir – und doch sind wir sie, wie sie wir sind. Wir leben die selbe Relation und so wie alle anderen, die diese Relation leben, unser Verhältnis kommentieren, sind wir Kommentar zu deren. Vater und Sohn: eine fundamentale Beziehung, die anders als die Mutter-Sohn-Beziehung offenbar nicht zur Anbetung taugt. Nichts Vergleichbares gibt es zum Sitzen des Sohnes auf Mutters Schoß, etwas das gleichermaßen in profanen wie heiligen Räumen deutlich sichtbar ist, sich unendlich oft wiederholt, ein tägliches Ereignis (wirklich immer wieder ein Ereignis!), ein schöner Anblick, stimmig, zweistimmig, vielstimmig, ein real gewordenes Ideal, das gar nicht geworden ist, sondern immer schon war, immer schon ist, immer sein wird. Nichts Vergleichbares gibt es mit Vater und Sohn. Das Schoßsitzen lässt sich mit beiden schon sehen, aber es ist schüchtern, es mangelt am Zutrauen zu seiner Dauer, die Furcht ist nah, der aus diesem Sitzen wachsende Kraft nicht gewachsen sein zu können, überhaupt ist für solche Dinge die Zeit knapp und gerne werden die Söhne zu ihrer Mutter weitergereicht, hinüber zu ihrem Schoß, auf die andere Seite. So deutlich in den Kirchen (oh ja wir lieben die Kirchen, die uns soviel über unser Sein verraten, sind sie doch die einzigen Orte, die wir kennen, an denen wir nichts zu tun haben) Mutter und Sohn zentral hinter dem Altar und ebenso unübersehbar in vielen Seitenaltären, Nischen, an Pfeilern oder hinter den sich wie Treppen aufbauenden Kerzenhaltern, denen wir gegen einen kleinen Betrag (den unser Sohn in den in kindgerechter Höhe angebrachten Schlitz des blechernen Sammelkastens poltern lassen kann) eine hinzufügen dürfen, – so sehr also Mutter und Sohn mit ihrem Bild präsent sind, unveränderbar präsent, so undeutlich, so unsichtbar, so aufgelöst in nichts Konkretes ist der Vater, der große Vater von dem es heißt: Du sollst dir kein Gottesbild machen! Kein Gottesbild, kein Vaterbild. Der ganze Kirchenraum ist Gotteshaus, aber von dem, der es bewohnt, gibt es nichts zu sehen. Die Unsichtbarkeit der Väter, sie dauert an. Sich unsichtbar zu machen, steigert durchaus die Attraktivität, macht größer als man(n) ist, lässt den Sohn träumen, phantasieren, auch hoffen. Warum verbirgst du dich, Vater? Diese Frage lauert in jeder Kirche, keine teuflische Frage, sondern eine, die der Realität geschuldet ist. Du blickst auf das Leiden, deinen übel zugerichteten Sohn, dem du die Hilfe verweigert hast, und schweigst. Wer unsichtbar ist, redet auch nicht. Die Söhne reden, reden sich die Unsichtbarkeit zurecht, verirren sich tief in der Unsichtbarkeit, überhöhen, den, der sich nicht zeigt, rechtfertigen seine Unsichtbarkeit, denn er ist zu groß für unser Auge, rechtfertigen sein Schweigen, den er spricht zu laut für unser Ohr, und auf seinem Schoß würden wir uns doch nur verlieren. Wieviele Väter zählt die Welt und wieviele Söhne? Wieviele der Väter sind Väter, wieviele Väter sind Söhne? Wieviele Väter sind zurückgekehrt aus der Unsichtbarkeit in die Sichtbarkeit? Oft sind die Söhne wütend. Plötzlich platzt ihre Wut heraus aus ihnen, Hass lässt ihre Wangen beben, sie rufen, schreien, brüllen: ich bin dagegen! Oder: ich bin dafür! (Auf dem Spaziergang durch die winterliche Stadt, hinüber zum Schlittenberg. Ich ziehe den Schlitten mit meinem Sohn über die eifrig überkiesten Gehwege, suche kiesfreie Schneestellen, manchmal müssen wir über die holprigen Randhaufen, dicht an den parkenden Autos entlangschleichen. Auf der Rückseite eines Verkehrsschildes, das die Parklizensierung regelt, klebt ein schwarzer Aufkleber, auf dem behauptet wird, ein ganzes Dorf hasse eine bestimmte Partei. Wenig weiter auf einer Schulmauer steht in schwarzer Schrift Vandalismus  & Randale gegen die Stadt der Bullen. Es ist kalt, doch sonnig, die ersten Amseln rufen. Alle Zeitungen am Kiosk titeln die amerikanische Inauguration, wir bleiben stehen und betrachten ein Foto mit dem zehnjährigen Barron, jetzt ein Präsidentensohn. Wieder sehen wir seinen melancholischen Blick, der noch zweifelt, ob er dafür oder dagegen sein soll. Eindeutig ist er ein Sohn. Sein Vater ist Präsident, vielleicht ein Vater, der Sohn ist. Der immer wieder versucht, Vater zu sein, und doch immer Sohn ist. Alle Väter sind alle Väter, wie alle Söhne alle Söhne sind. Manchmal nur ganz kurz. Für ein paar Meter finden wir keinen Schnee, unser Schlitten krächzt über den Kies und die Pflastersteine. Später, als wir den Rodelhang hinunter schießen auf dem kalten, griffigen Schnee, der unter unseren Kufen wie Styropor quietscht, jubeln wir gemeinsam über das Tempo, in dem es mit uns bergab geht. Beim Wiederhinaufsteigen denke ich, eigentlich sind es doch nur die Söhne, die in den Krieg ziehen, die sich in die Luft sprengen, die hassen, und wenn es Väter sind, sind sie in Wahrheit keine Väter. Es wird steiler und mein Sohn will meine Hand. So gehen wir Hand in Hand den weißen Hang hinauf und bevor wir uns ein weiteres Mal den Berg hinunterstürzen, setzen wir uns an der Kante oben auf unseren Schlitten, halten kurz inne und blicken über das ganze freudige Treiben, in dem wir uns befinden. Dann sind wir still und sausen los.)

 

 

 

Das zweite & dritte Jahr 45

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45

Die Frühmorgenstimme weckt uns. Glasklar, ungedämpft, neu geboren. Eine Stimme, die losspricht und nicht erst abwartet, ob die Zuhörer (du, ich) schon bereit sind. Allein deshalb ist die Stimme unseres Babys (und auch darum ist es kein Baby mehr, kann es keines mehr sein, weil es spricht, weil es eine Stimme hat, die so ganz anders klingt als das Murmeln, Brabbeln, Brodeln, als die kleine Sinfonie variantenreicher Laute, als unsere größte Fremdsprache, die wir niemals wieder erlernen können und die wir genauso gut verstehen wie mißverstehen, als diese Stimme des Anfangs, die uns möglicherweise die größten Weisheiten überliefert hat, ohne dass wir es gemerkt haben, ohne dass uns unser Unverstand, wäre es anders gewesen, bekümmert hätte) eine ganz andere Stimme als alle uns bekannten Stimmen, die immer den Zuhörer in Gedanken bei sich tragen, denen die Rücksicht auf den Zuhörer eingebrannt ist, die nichts sagen können, ohne es zu jemandem zu sagen. Die Stimme unseres Baby (nennen wir es ruhig wieder Baby, denn ein bißchen zumindest rechtfertig seine Art des Sprechens, sein kleinkindliches Reden diese Benennung schon, denn dieses Reden fühlt sich für uns dann doch wieder so freundlich, feierlich, vertraut an wie das einstige Murmeln, Brabbeln, Brodeln) will gleichwohl gehört werden, aber größer noch ist seine Lust daran, sich selbst zu hören, wir sind Echo dieser Lust, unsere Ohren sind nur die Vergrößerung seiner Ohren, im frühmorgendlichen Sprechen (das den Tag einläutet wie keine Kirchenglocke den Tag einläuten könnte) feiert es sich selbst, mit allem nötigen Ernst und aller heroischen Unbeirrbarkeit, die der Held der Sprache, zu dem es sich gerade aufschwingt (knieend und in wunderschöner Aufgerichtetheit des Oberkörpers und mit weich aufsitzendem Kopf) seinen Eltern offenbart wie einen Mythos, einen jungen, quicklebendigen Mythos, der sich leicht erzählt und auch ein bißchen singen lässt, einen Mythos, der uns daran erinnert, dass die Sprache einmal begann und dass dieses Beginnen auch jetzt, gerade neben uns stattfinden kann. Sechs Uhr früh. Die Nacht ist vorbei, aber der junge Tag ist noch dunkel. Wir (du, ich) brauchen Zeit, um das eine gegen das andere zu tauschen, die Nacht (in uns) gegen den Tag (in uns), das Schlafen gegen das Wachen, das Schweigen gegen das Reden. Unser Baby braucht keine Zeit. Wenn es morgens aufwacht (ganz anders als beim Mittagsschlaf), wacht es sofort auf, übergangslos, nahtlos: so eng miteinander verstrickt sind seine Nacht und sein Tag. Plötzlich ist es da, plötzlich zerreißt seine Stimme die elterlich einträchtige Ruhe, rätselhaft schöner Klang erhellt die Nacht (noch bevor wir die Vorhänge aufgezogen haben, noch bevor der erste Tagesschimmer ins Schlafzimmer dringt). Rätselhaft! Kennen wir doch hunderte Stimmen Erwachsener (von Verwandten, Bekannten, Freunden, Kollegen, Berühmtheiten, Stimmen von Zufallsbegegnungen, Radiostimmen, Filmstimmen, geträumte Stimmen), und können wir doch all diese Stimmen mit der betreffenden Person und ihrem Reden gut in Einklang bringen, als würde jeder Mensch eine ganz besondere Stimme sein eigen nennen, als gehörte sie zu ihm, wie sein Kopf oder seine Hand. Die charakteristische Stimme, die aus dieser einen besonderen Person spricht. Anders verhält es sich bei unserem Baby. Oh ja, wir glauben schon, dass das unser Kind ist, das da morgens spricht, unser Kind mit seiner Stimme, aber dann beschleichen uns Zweifel (die nichts mit der Morgendämmerung zu tun haben, denn wir hören morgens besonders gut), nein, doch nicht Zweifel, merken wir sofort, eher fühlen wir uns wundersam erweckt zur Erkenntnis, dass die Stimme unseres Kindes zwar seine Stimme ist, aber eben nicht nur seine Stimme, dass mit seiner Stimme noch jemand anderes spricht (jemand, der nicht jemand ist), dass die Stimme, mit der es spricht, noch nicht an seine Person gefesselt ist, noch die Freiheit besitzt, woanders hin zu schweben (wieder ein Grund, unseren Sohn als unser Baby zu bezeichnen, war doch das Schwebende seiner Existenz sein eindringlichstes Merkmal, das Schwebende, das mit dem Baby, das es nicht mehr ist, offenbar noch nicht davongeschwebt ist): ja, scheuen wir uns nicht in dieser ersten Morgenstunde zu denken (in dieser ersten Morgenstunde, in der wir noch viel zu müde sind, irgendeinen unserer Gedanken zu beurteilen) : im Sprechen unseres Kindes, spricht die Stimme des Lebens selbst! Heiliger Glockenklang! Woher nur kommt diese Stimme! Aus unserem Baby, aus unserem ganzen Kind, ja, woher also! (Als die drei Knaben in Mozarts Zauberflöte auftreten, drei Knaben mit hohen Stimmen, unangekündigt, als wären sie vom Himmel gefallen, und nun Tamino auf seiner Mission, Pamina zu retten, wie selbstverständlich weisen Ratschlag erteilen: Sei standhaft, duldsam und verschwiegen und benimm dich wie ein Mann!, verinnerlicht Tamino augenblicklich, was er gehört hat. Ist Grund dafür nicht viel mehr die Plötzlichkeit des Auftretens der drei, als das, was sie gesprochen haben? Nicht die Helligkeit ihrer Stimmen, als ihre bescheidene und einfache Weisheit? Wacht Tamino nun auf und folgt seinem unbekannten Weg, der ihn ans Ziel führen wird? – Wovon sprach unser Kind heute morgen und weckte so den Tag für uns? Von Emma, vom Schlitten, dem Frosch, und vom ich will jetzt aufstehen, mit dir Mama, oh, ja ihr beiden, ihr könntet nun aufstehen, dachte ich, und ich lasse mich dann noch einmal, später, nach ein bißchen schlafen noch, wecken, wenn ihr mir herrlich den Tag und den Tee zubereitet habt. Und im Schlummer denke ich dann: hat mich deine Stimme, Kind, in welchen goldnen Traum hinein geweckt?).

The early morning voice awakens us. Clear as glass, unmuted, newly born. A voice that starts talking without waiting to see if the listeners (you, I) are ready. For this reason alone our baby’s voice (and it is a reason, too, why he is no longer and can no longer be a baby, because he is speaking, because he has a voice that sounds so different from the murmuring, babbling, bubbling, than that little symphony with its wide variety of sounds, than the greatest foreign language which we will never be able to learn again and which we understand and misunderstand in equal measure, than this voice of the beginning, which possibly conveyed to us messages of the greatest wisdom without our noticing, and even if we did notice, we didn’t pay attention) is a completely different voice than all the voices we know, which always have the listener in mind, and have consideration of the listener branded into them, which cannot say anything without saying it to someone. Our baby’s voice (we might as well call him a baby again, for his way of talking, his toddler’s speech, does justify this designation, for this speech does after all feel as friendly to us, as solemn, as familiar as that erstwhile murmuring, babbling, bubbling) does nonetheless ask to be heard, but even greater is his delight in hearing himself, we are an echo of this delight, our ears are merely an amplification of his ears, in this early morning speech (which rings in the day in a way that no church bell could ring in the day) he is celebrating himself, with all the necessary earnestness and all the heroic certainty of the hero of language (kneeling and in stunningly beautiful uprightness of the upper body, atop of which the head rests, softly mounted) presenting its intent and message to his parents llke a myth, a young and spring-fresh myth that is easily told and can even be chanted a little, a myth that reminds us that language had a long-ago beginning and that this beginning can take place right now, right next to us. Six o’clock in the morning. The night is over, but the yung day is still dark. We (you, I) need time to exchange the one for the other, exchange the night (in ourselves) for the day (in ourselves), sleeping for waking, silence for speech. Our baby needs no time. When he wakes up in the morning (quite unlike his midday sleep), he wakes up instantly, without transition, seamlessly: that is how closely his night and his day are knit together. Suddenly he is there, suddenly his voice tears into his parents’ peaceful rest, mysteriously beautiful sound brightens the night (even before we have drawn the curtains, even before the first glimmering of day penetrates into the bedroom). Mysterious! For we know hundreds of adult voices (of relatives, acquaintances, friends, colleagues, celebrities, voices of people met in chance encounters, radio voices, movie voices, dreamed voices), and know how to coordinate all these voices with the corresponding person and his or her speech, as if every human being had a very particular voice of his or her own, a voice that is uniquely theirs, as their head or hand is uniquely theirs. The characteristic voice that speaks from this one particular person. It is different with our baby. Oh yes, we do believe it is our baby who is talking in the early morning, our child with his voice, but then doubts creep in (which have nothing to with dawn, for our hearing is especially acute in the morning), no, not really doubts, we notice this right way, it is more that we feel ourselves wondrously awakened to the realization that our child’s voice, while it is his voice, is not only his voice, that with his voice someone else is speaking (someone who is not someone), that the voice with which he speaks is not yet bound to his person, still has the freedom to hover somewhere else (another reason for calling our son our baby, for this weightless hovering of his existence was his most marked characteristic, this weightless quality which evidently has not yet floated away with the baby he no longer is): yes, let us not shy away, at this early morning hour, from thinking (at this first morning hour, when we are still much too tired to evaluate any one of our thoughts): in our child’s speech, it is the voice of life itself that is speaking! Sacred, ringing, bell-like sound! Where on earth does this voice come from! From our baby, from our whole baby, from where, then! (When the three boys in Mozart’s Magic Flute appear, three boys with high voices, unannounced, as if they had fallen from the sky, and now, in the most perfectly matter-of-course manner, convey wise counsel to Tamino on his mission to save Tamina: Be patient, steadfast, and discreet and act like a man!, Tamino instantly internalizes what he has heard. Is the reason for this not the suddenness of the three boys’ arrival, rather than what they have said? Not the brightness of their voices but their modest and simple wisdom? Does Tamino now awaken and follow his unknown path that will lead him to his goal? – What was our child talking about this morning, thus awakening the day for us? About Emma, about the sled, the frog, about I want to get up now, with you, Mama, oh yes, you two, you can get up now, I thought, and a little later I let myself be woken up again, after a little more sleep, after you two have gloriously prepared the day and a cup of tea for me. And drifting in half-sleep then, I think: was it your voice that woke me, child, into what golden dream?).

Das zweite & dritte Jahr 44

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44

Alles ernst nehmen. Alles: jede Regung, jede Äußerung, jeden Wunsch, jeden Widerstand, jedes Nein, jedes Ja, jede Fügung, jeden Gedanken und jeden Witz. Alles nehmen als das, was es ist. Den Wunsch als Wunsch, den Widerstand als Widerstand, das Nein als Nein … Nichts übergehen, indem wir es zu etwas Anderem machen. Oder zu Nichts, es ignorieren. Das Sensorium unseres Babys ist fein.Wir dürfen nicht davon ausgehen, es könnte irgendetwas nicht spüren. All unser Tun wirkt (das lässt uns nicht unser Größenwahn glauben, sind wir selber doch nur Folgen von Wirkungen). Wir könnten nicht verhindern, dass unser Tun wirkt. Unser Tun ist sofort Wirkung. Unser Tun: Worte, Taten, Gesten, das unendliche Reich unserer heimlichen Gedanken, Wünsche, Gefühle. So bringt uns unser Baby dazu, in Allem zu uns selbst zurückzukehren, uns fortwährend zu beobachten, uns niemals aus dem Auge (das weiter blickt als wir) zu verlieren. Es geht um unser Baby und es geht um uns. (Immer noch nennen wir unser Kind unser Baby, obwohl es uns dazu nur noch wenig Anlaß gibt. Dieses Benennen werden wir wohl nie aufgeben, nur nach innen verschieben. Unser Baby: wir nennen es auch so, um unserem Meister weiterhin habhaft werden zu können; denn die Meisterschaft begann mit dem Baby, und würden wir diesen Anfang aufgeben und nur noch von unserem Kind sprechen, glauben wir, würden wir die Tiefe unseres Meisters verlieren. Tief ist unser Meister, weil er unter unseren Blicken und deinen Schmerzen, die auch – wenn auch nur vermittelt durch dich – meine waren, geboren wurde.) Wir nehmen also ernst, was uns widerfährt, auch das kleinste Geschehen schütteln wir nicht ab, würde es uns auch leicht fallen. Unser Kind zieht seine Schuhe nicht an, will sie nicht anziehen, oder alleine, oder verkehrt , den rechten Schuh an den linken Fuß und den linken Schuh an den rechten Fuß und dann reißt unsere Geduld und ein Zorn überkommt uns (ein heiliger Zorn zweifellos, weil er uns, wenn wir auch ihn ernst nehmen, auf uns zurücklenkt), der uns zum Beben bringt und ins voreilige, eingreifende, entschiedene Handeln treiben will, als könnten wir auf diese Weise unseren Zorn besänftigen und zum Verglühen bringen. Aber es ist so: unser Kind zieht seine Schuhe nicht an! Das bedeutet: es will seine Schuhe nicht anziehen. Nichts sonst bedeutet es. Es ist kein Widerstand gegen uns und selbst wenn es einer wäre, wäre es eben nichts als ein Widerstand gegen uns. Lassen wir unser Kind seine Schuhe nicht anziehen. Solange es will. Lassen wir uns von unserem Zorn nicht dazu bringen, den Unwillen unseres Kindes nicht ernst zu nehmen. Einen Unwillen, der sein Wille ist. Unser Zorn lässt uns nur die Stimme erheben, ungeduldig etwas rufen, ungerecht werden, sogar überheblich. Lassen wir unseren Zorn bei uns, werfen wir ihn nicht über unser Kind, was immer wir uns einreden mögen, warum wir zu unserem Zorn berechtigt sind. Nie ist unser Zorn etwas anderes als unser Zorn! Er führt uns fort von uns, fort von unserem Kind, wirft uns aus der Welt in ein kleines, enges, hartes Universum, das nicht als diesen Zorn kennt.  Unser Baby, unser Kind, unser Meister bringt uns immer wieder dazu, zornig zu werden, oder wütend, oder enttäuscht, oder beleidigt, immer wieder entstehen diese kleinen, engen, harten Universen, eine Entstehung mit der sich unser Leben augenblicklich in Gefangenschaft, Selbstgefangenschaft verwandelt. Unser Baby, unser Kind, unser Meister lässt uns nicht in Ruhe. Denn wir müssen viel üben. Und so macht unser Sohn immer wieder das Gegenteil von dem, was wir als richtig erachten, sagt unser Sohn Nein, wenn wir gerne ein Ja hätten, läuft davon, wenn wir wollen, dass er bei uns bleibt, wirft zu Boden, was auf den Tisch gehört, zerreißt, was wir noch lesen wollten … Klug sind wir erst, wenn wir nicht mehr für unser Kind wollen, an seiner Statt wollen. Selig, die arm an Geist, denn ihnen gehört das Himmelreich lautet einer dieser biblischen Wundersprüche. In Meister Eckharts Deutung: Denn nur das ist ein armer Mensch, der nichts will und nichts verlangt. Wollen wir, wollen wir für unser Kind, gegen unser Kind, so gelangen wir schnell in die Hölle (auch sie ist ein kleines, enges Universum, wenn auch durchaus angenehm gewärmt, nicht unvertraut, ein leichter Ort, leicht zu erreichen, leichter als das Himmelreich allemal). Wollen wir nichts, wollen wir nichts für unser Kind, gegen unser Kind, so spannt sich rasch der Himmel über uns auf. Tatsächlich der Himmel: wir staunen. So einfach? Ist nicht einfach. Aber es gelingt, indem wir alles: jede Regung, jede Äußerung, jeden Wunsch, jeden Widerstand, jedes Nein, jedes Ja, jede Fügung, jeden Gedanken und jeden Witz ernst nehmen. Dann verliert sich unser Wille. Dann braucht es ihn nicht. Dann verliert sich der Zorn (Noch einmal Meister Eckhart: Die liebende Seele wird zornig von ihrer Selbsterkenntnis. So erweist sich unser Zorn doch wesentlich als unser Widerstand gegen die geringe Reichweite, die Ohnmacht unseres Willens. Einen Willen, den wir sogar bereit sind mit Gewalt durchzusetzen und zu erfüllen. So sind wir. Und so sind wir auch: wir lassen den Zorn zu Hause und sehen ab von uns und unser Kind zieht seine Schuhe an, den linken Schuh an den linken Fuß und den rechten Schuh an den rechten Fuß, unser Kind wirft nur den Löffel vom Tisch, aber schon nicht mehr die Gabel, unser Kind will dorthin gehen, wo wir hingehen wollen, und will es nicht dorthin gehen, wo wir hingehen wollen oder müssen oder sollen, dann sind wir nicht beleidigt, zornig, schlechtlaunig … weil unser Baby, unser Kind, unser Meister unsere Selbsterkenntnis vorantreibt und nicht müde wird sie zu wiederholen: wir sind nicht unser Kind und unser Kind ist nicht wir.)

Take everything seriously. Every impulse, every utterance, every wish, every resistance, every no, every yes, every fortunate acident, every thought, and every joke. Take everything as it is. The wish as a wish, resistance as resistance, the no as a no . . . Not bypassing anything by turning it into something else. Or into nothing, ignoring it. Our baby’s sensory apparatus is acute and subtle. We must not assume that he might not be aware of something. Every one of our actions has an effect (this is not a megalomaniacal notion, for we ourselves are no more than results and effects). We cannot prevent our actions from having an effect. Words, actions, gestures, the infinite realm of our secret thoughts, wishes, feelings. Thus our baby leads us to come back to ourselves in all things, observing us constantly, never letting us out his sight (which sees farther than we do). It’s all about our baby and it’s all about us. (We still call our child our baby, even though he no longer gives us much reason to do so. This is probably a name we will never give up but only displace inwards.  Our baby: one reason we call him this is to continue to have our teacher, our master at hand, for our mastery began with the baby, and we believe that if we gave up this beginning and only spoke of our child, we would lose our master’s depth. Our master is deep, because he was born among our gazes and in your pains, which were also – albeit only through your intermediation – my own.) So we take everything that happens to us seriously, refusing to shake off even the smallest event, however easy it might be for us to do so. Our child is not putting on his shoes, doesn’t want to put them on, or not by himself, or does it the wrong way, the right shoe on the left foot and the left shoe on the right foot, and then our patience wears thin and anger overcomes us (a holy wrath, no doubt, because, if we take it seriously too, it brings us back to ourselves), making us shake, trying to drive us into premature, intervening, decisive action, as if in this way we could pacify our anger, stifle its heat. But this is how it is: our child is not putting on his shoes! That means: he does not want to put on his shoes. It means nothing more than that. It’s not resistance against us, and even if it were his resistance against us, it would be nothing more than his resistance against us. Let us let our child not put on his shoes. As long as he wants. Let us not let our anger lead us to not take our child’s unwillingness seriously. An unwillingness that is his will. Our anger only moves us to raise our voice, to call out impatiently, to become a little unjust, even arrogant. Let us keep our anger to ourselves, let us not throw it at our child, no matter how convinced we may be that our anger is justified. Never is our anger anything other than our anger! It leads us away from ourselves, casts us out of our world into a small, narrow, hard universe that knows nothing but this anger. Our baby, our child, our little master makes us angry again and again, or furious, or disappointed, or offended; again and again these small, narrow, hard universes come into being, an emergence that immediately transforms our life into an imprisonment, a self-imprisonment. Our baby, our child, our master does not leave us in peace. For we need to practice a lot. And so our son keeps doing the opposite of what we consider to be the right thing; again and again our son says no when we would have like to hear yes, runs off when we want him to stay near us, throws to the ground what belongs on the table, tears up what we still wanted to read . . . We don’t wise up until we no longer want anything for our child, want anything in his stead. Blessed are the poor in  spirit, for theirs is the kingdom of heaven, it says in the Bible. In Master Eckhard’s interpretation: For only that man is poor who wants nothing and asks for nothing. When we want anything, want anything for our child, against our child, we swiftly go to hell (for hell, too, is a small, narrow universe, equipped though it is with a rather pleasant temperature, not unfamiliar, an easy place, easy accessible, certainly more accessible than the kingdom of heaven). If we want nothing, want nothing for our child, against our child, the expanse of heaven quickly spreads above us: the sky. Truly, there it is. We are amazed. Is it that simple? It is not simple. But it can be done if we take every impulse, every utterance, every wish, every resistance, every no, every yes, every fortunate accident and every joke seriously. Then our will dissipates. Then it is not needed. Then anger dissipates (once again Master Eckhart: The loving soul grows angry at her knowledge of herself. Thus our anger turns out to be mainly our resistance against the limited reach, the impotence of our will. A will we are prepared to assert and fulfill by force. This is how we are. And we are like this as well: we leave our anger at home and set ourselves aside and our child puts on his shoes, his right shoe on his right foot, his left shoe on his left foot, our child only throws a spoon from the table and already no longer the fork, our child wants to go where we want to go, and if he does not want to go where we want to or must or should go, then we are not offended, angry, ill-humored . . . because our baby, our child, our master is advancing our self-knowledge and never tires of repeating himself: we are not our child and our child is not us.)

Das zweite & dritte Jahr 43

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43

Weihnachtsfest: Lobfest der Kindheit! Ehrung der Kleinsten! Anbetung ihrer Würde und Unschuld! Ehrfurcht vor ihrer Verletzlichkeit! Glücksbringer, Schicksalsüberwinder! Das Gute entsteht immer wieder aufs Neue. (Niemals wurde ein böses Kind geboren!) Der Anfang ist nur gut, nichts als gut. Der Anfang ist klein und von fester Zartheit. Lebendig, ohne Spuren des Todes in sich zu tragen. Wir feiern die Wiederkehr, die selbst etwas Unwandelbares ist, einzig ewig und ohne Sehnsucht nach mehr. Die Wiederkehr ist wie ein Gesetz, dem wir unterstehen, unwandelbar, wundersam. Wir können uns nicht um sie bemühen, sie geschieht von selbst. Ochs und Esel sehen zu, bezeugen sie. Die Krippe mit dem Neugeborenen im Stroh: das Stroh ist so angenehm leicht, wärmend, so als Haufen ein himmlisches Gekritzel (Cy Twomblys Kunst ist, umso kunstloser sie daherkommt, Schöpfungsnähe. Kritzeleien, die ein wenig süchtig machen. Manchmal sehr, dann greifen die Augen ins Bild und verschwinden darin. Das Baby, das kein Baby mehr ist, auf dem Arm, gehen wir von Bild zu Bild. Und jetzt sehen wir das noch an, sagt das Kind, und jetzt das – immer, wenn wir gerade mit dem Verweilen angefangen haben, rücken wir zum nächsten Bild vor. Später im Museumscafé nehmen wir einen Espresso, einen Kindercappuccino und ein Cookie. Ich preise das Sein mit dem Kind. Nur vom einzig besetzten Nebentisch dringt Störendes in meine wohlige, heimlich-zurückhaltende Euphorie. Vier Senioren, zwei Paare tauschen sich aus über Häuser und Infrastruktur, Geld und Abrechnung. Dann wechseln sie zu Maria und Joseph und dem Jesuskindchen, ein paar launige Bemerkungen, gemeinsames überlegenes Lachen, das sie in der Vermessenheit wiegt, sie hätten ihre Herkunft überwunden, seien heute in ihrem Leben, im Leben überhaupt Damen und Herren des Geschehens. Dann bringt mein Sohn seinen leeren Teller zurück zur Theke, während er noch an einem großen Stück Cookie kaut: seine dicke Backe lässt eine der beiden Frauen sich heiter über seinen Appetit äußern. Aber es ist gar keine Heiterkeit in ihr und ihren Worten, nur wieder die selbe Überheblichkeit und der Glaube an sie selbst. Mein Sohn bemerkt diese Frau nicht, aber nicht, weil er nicht aufmerksam ist. Sein Nichtbemerken scheint mir eine ganz besondere Fähigkeit zu sein, die ich nur staunend meinerseits bemerken kann. Kritzeleien all das, denke ich, das Café, die Frau, meine Gedanken. Weder schön, noch unschön – wie ein Twombly. Wie hat die Schönheit es nur geschafft, der Kunst zu entkommen!) Lob der Kindheit, Ruhe der Kindheit! Ruhe der Kindheit! himmlische Ruhe! wie oft steh ich stille vor dir in liebender Betrachtung, und möchte dich denken! Aber wir haben ja nur Begriffe von dem, was einmal schlecht gewesen und wieder gut gemacht ist; von Kindheit, Unschuld haben wir keine Begriffe … Ja! ein göttlich Wesen ist das Kind, solang es nicht in die Chamäleonsfarbe der Menschen getaucht ist. Es ist ganz, was es ist, und darum ist es so schön. Der Zwang des Gesetzes und des Schicksals betastet es nicht; im Kind ist Freiheit allein. In ihm ist Frieden; es ist noch mit sich selber nicht zerfallen. Reichtum ist in ihm; es kennt sein Herz, die Dürftigkeit des Lebens nicht. Es ist unsterblich, denn es weiß vom Tode nichts. So feiert Friedrich Hölderlin seine eigene Weihnacht in Hyperion (oh, ja, es ist eine Weihnacht, wir spüren es sofort; noch bevor wir es denken, wir beim Lesen gleich von Hölderlin Infizierten). Wir müssen also auf dem Weihnachtsfest beharren, wir wollen es nie aufgeben oder im Strom der Alltäglichkeit untergehen lassen. Wir können es nicht jeden Tag und unaufhörlich feiern, aber wir können durchaus so tun als ob. Mit unserem Sohn sind wir herausgewachsen aus dem Baby und hinein in die Kindheit. Noch trägt er viele Spuren des Babyseins in sich (auch wenn er sagt: ich bin kein Baby mehr, ich bin ein kleiner Junge), noch ist seine Vollkommenheit nicht schmaler geworden (auch wenn sie Dellen bekommen hat), noch ist sein Mut und Ja zum Leben nicht gesunken, nicht leiser geworden (auch wenn eine Stille manchmal in ihn einkehrt, als würde er sich besinnen und die Tragweite des Lebens zu ermessen versuchen). (Für unser Kind war es im Grunde das erste Weihnachtsfest, im Umkreis des dritten Jahres seines Lebens sieht es sich selbst in der Krippe liegen, es lässt sich im kleinen Jesuslein selbst feiern, plötzlich weiß es in den Mittelpunkt zu rücken, will es dorthin, möchte sich selbst zum Zentrum machen – auch das eine Delle seiner Vollkommenheit, war es doch als Baby das zentrumslose Zentrum, das uns, da wir das niemals begreifen konnten, zum Schweigen und Staunen brachte. Tatsächlich haben wir uns, ohne es zu bemerken, von unserem Baby verabschiedet, der stillste denkbare Abschied war das, ein Abschied auf immer, den wir erst anfingen zu spüren als er längst vollzogen war. So war es am schmerzlosesten, unser schlaues Baby, unser rücksichtsvoller Meister hat uns keine Ablenkung durch Kummer besorgt, es, er ließ uns fröhlich weiter Babyelternsein, als es längst schon hinter dem Horizont seiner ersten Tage und Wochen untergegangen war. Ja, unser Baby ist zum Kind erwacht, sein erstes großes Erwachen, wir hoffen, es war ein Erwachen zum richtigen Zeitpunkt. Denn auch so heißt es bei Hölderlin: Aber schön ist auch die Zeit des Erwachens, wenn man nur zur Unzeit uns nicht weckt.)

Christmas: festival in praise of children! Honor to the smallest! Adoration of their dignity and innocence! Awe before their vulnerability! Bringers of happiness, overcomers of fate! The Good comes into being again and again. (Never has an evil child been born!) The beginning is only good, nothing but good. The beginning is small and of a sturdy delicacy. Alive, without bearing any traces of death within itself. We are celebrating the return, which is itself an unchangeable thing, singular and eternal and without any longing for more. The return is like a law to which we are subject, immutable, wondrous. We cannot seek it out, it happens of itself. The ox and the donkey observe the return, they are its witness. The manger with the newborn child in the straw: the straw is so pleasantly light, warming, scattered in a heap like celestial scribbling (Cy Twombly’s art: the more artlessly it disports itself, the closer it is to the source of Creation. Scribblings that can become a little addictive. Sometimes a lot: then the eyes reach into the painting and disappear in it. With our baby, who is no longer a baby, on our arm, we go from painting to painting. And now let’s look at that, the child says, and now that – always when we have just begun to linger we move on to the next picture. Later in the museum café we take an espresso, a children’s cappuccino and a cookie. I praise existence with the child. But from the only occupied table near us, something disruptive enters my cozy, furtively low-key euphoria. Four seniors, two couples, are exchanging views about houses and infrastructure, money and settling accounts. Then they switch to Mary and Joseph and the baby Jesus, a few jokey remarks, followed by superior laughter that cradles them in the presumption that they have risen above their origins, that today in their life, in life altogether, they are ladies and gentlemen of what is happening. Then my son brings his empty dish back to the counter while he is still chewing a large piece of cookie; his full cheek makes one of the two women cheerfully comment on his appetite. But there is no cheerfulness either in her or her words, just once again the same arrogant self-conceit. My son does not notice this woman at all, but not because he is not attentive. His not noticing strikes me as a very special ability which I, for my part,  can only notice with astonishment. Scribblings, all of this, I think, the café, the woman, my thoughts. Neither lovely nor unlovely – like a Twombly. How did beauty manage to escape art!) Praise of childhood, peace of childhood. Peace of childhood! heavenly peace! How often do I pause before you in loving contemplation, and try to conceive of you! But our concepts are only of what has degenerated and has been repaired; of childhood, of innocence we have no concept . . . Yes! divine is the being of the child, so long as it has not been dipped in the chameleon colors of men. The child is wholly what it is, and that is why it is so beautiful. The compulsion of law and of fate touch it not; only in the child is freedom;. In the child is peace; it has not yet come to odds within itself. Wealth is within it; it knows not its heart nor the inadequacy of life. It is immortal, for it knows nothing of death. Thus Friedrich Hölderlin celebrates his own Christmas in Hyperion (oh yes, it is a Christmas, we sense this right away, before we think it, we who in reading are immediately infected by Hölderlin). So we must insist on Christmas, we will not give it up or allow it to drown in the river of commonplace happenings. We cannot celebrate it every day without cease, but we can certainly act as if we could. Together with our son we have grown out of the baby and into childhood. He still carries many traces of babyhood in himself (even when he says, I’m no longer a baby, I’m a little boy), his perfection has still not yet become narrow (though it has been dented a bit), his courage, his Yes to life have not diminished or become muted (even though stillness sometimes settles into him, as though he were trying to take stock of the import of life). (For our child it was basically the first Christmas, in the compass of the third year of his life he sees himself lying in the manger, lets himself be celebrated in the little baby Jesus, suddenly knows how to move into the center, wants to be there, make himself the center – this, too, is a dent in his perfection; for when he was a baby, he was the centerless center that reduced us, who could never comprehend this, to silence and astonishment. Indeed, unbeknownst to ourselves, we have taken leave of our baby, and it was the quietest leave-taking imaginable, a farewell for ever, which we only began to feel long after it had transpired. That was the least painful way he could do it, our clever baby, our considerate master did not supply us with the distraction of sorrow but allowed us to continue being cheerful baby parents long after he had descended behind the horizon of his first days and weeks. Yes, our baby has awakened into childhood, his first great awakening, we hope it was an awakening at the right moment. For this too is something Hölderlin said: But the time of awakening is beautiful too, if only we are not awakened at an untimely hour.)

Das zweite & dritte Jahr 42

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42

Das eine ist die Angst, das andere die Lust. (Wirklich? Zu unlustig bin ich gerade, Ähnlichkeiten und Verwandschaften zwischen Angst und Lust zu verfolgen – nur die eine jedenfalls lässt sich sofort nicht übersehen: beide strotzen nur so vor Energie, die tätig werden will. Heimlicher die Angst, unheimlicher die Lust. – Und außerdem: so manche Spur soll erstmal ruhn.) Nichts Geschriebenes fordert mehr auf zu Zeugung, nichts Geschriebenes rät lustvoller, lustversessener, lustbesessener zu einem Nachkommen als Shakespeares Sonette. Unlooked on diest unless thou get a son // Vergessen stirbst du, hast du keinen Sohn. (Gewissenlos geschlechtsparteiisch nehme ich diese Festlegung auf einen männlichen Nachkommen freudvoll, lustvoll an. Einen Sohn sollst du zeugen! So steht es bei Shakespeare, also muss es wahr und richtig sein!) Es ist eine Lust, zu zeugen, nicht nur in dem praktischen, handfesten, fleischlichen Sinn, es ist eine Überlust, die Lebenslust, die sich selbst um ihr Fortleben bemüht, die sich in unseren Nachfahren inkarnieren möchte. Unsere Nachkommen, das sind wir, die wir unsere durchaus heilige Pflicht erfüllen, uns selbst nicht verblühen zu lassen, auch wenn jedem von uns der Herbst droht. But as the riper shoult by time decease / His tender heir might bear his memory // Muß auch die Zeit den reifen Mann verheeren, In seinem zarten Sprößling lebt er fort. Die Schönheit scheint durch uns hindurchzublühen, wir sind Etappen des Weges der Schönheit, eines Weges, der womöglich (wahrscheinlich) nirgendwo hin führt. Wir sind schön! Dabei wollen wir kurz verweilen. Wir sind schön! Das sollten wir nie außer acht lassen. Uns richtig und gemäß an unsere Schönheit erinnern. Und an die Hege und Pflege unserer Schönheit, die mehr von uns will, als uns allein zu gehören. Kinderlosigkeit ist Frevel, Frevel der Schönheit gegenüber, Frevel gegenüber dem Leben selbst. Und: Then what could death do if thou shouldst depart / Leaving thee living in posterity? // Die Macht des Todes ist nur halb so groß, / Kannst du in deinem Nachwuchs fortbestehn. Also macht die Zeugung auch aus dem gefürchteten Tod eine nur kleine Nervensäge, denn nichts vermag der Tod anzurichten, wenn die Kette der Nachkommen nicht unterbrochen wird. Aber man sollte sich seiner selbst nicht zu sicher sein. Der lebendigste Blick gebührt dem Baby, dem kleinen Jungen, so wie sein Blick an seinem Lebensmittag dem Blick seines Nachkommen gebühren soll. To give away your self, keeps your self still, / And you must live drawn by your own sweet skill. // Ja, gib dich hin, dann wird`s dich ewig geben. / Dein süßer Stift verlängert dir das Leben. Also: Gib her dein Selbst, so wirst du es behalten! Und lebst so durch dein eignes, wonniges Gestalten! Werf ich mich weg, find ich mich wieder. Eine schöne Form zu leben, die du mir da rätst und der ich nachgekommen bin. Du? Du Shakespeare! Aber diese fortwährende Mahnen und Raten der Sonette zu Fruchtbarkeit und ichverlorenem Lebenswillen, könnte das nicht dein Mahnen und Raten sein, das Mahnen und Raten meiner Frau, dem ich doch längst (auch ich und du und unser Kind), als gerade die vierzig Winter unsere Stirn belagerten, sofort und umgehend nachgekommen bin, erfolgreich und nun also ich mich als erhoben und erlöst von Shakespeares herrlich drängender Kunst betrachten kann (als erhoben und erlöst auch dich)? Ganz anders, ganz ganz anders die Jungfrauenzeugung, die um diese Weihnachtszeit sich wieder (wie jedes Jahr) Gehör verschafft (zuletzt in einer trotz kaltem Kirchenraum warmen Messe der Jesuitenkirche, angewärmt von der unüberhörbaren Stimme des Paters, einer paternalen Stimme, aus der der Widerstand gegen das Schwinden des Glaubens doch auch herauszuhören war): … fürchte dich nicht Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das hat sie vom heiligen Geist empfangen. Und aus dieser geistigen Zeugung wurde Handfestes, Fleisch, Baby. Kein aufgeklärter Geist möchte das glauben, kann es glauben. Jungfrauenzeugung ist für jeden Verstand das Undenkbarste, nur aus Sentimentalität und Kinderliebe toleriert er es, wem oder was könnte dieser Glaube schon noch Schaden anrichten? Doch eigenartig, obwohl wir wissen um die Körperlichkeit unserer Zeugung, berührt uns dieser Glaube an die zeugende Kraft des Geistes, an seine Fähigkeit, die Barriere zwischen Geist und Fleisch zu überwinden, aufs leichteste Tiefste. Wieso sind wir uns so sicher, fragen wir uns, dass nur wir es waren, die zeugten (was gerade das Auspusten von Kerzen lernt, die Sammlung des Atems zum löschenden Strahl; und jetzt pusten, mein Sohn!)? Ja, wir allein, denken wir jetzt, waren es nicht, sind wir in der Zeugung nicht ebenso Geist wie wir Fleisch sind? Sind wir vielleicht nur Geist und nur gedachtes Fleisch? Die Lust des Geistes, eine Lust zu phantasieren auch vom Fleisch? Wieder Shakespeare, die Lust des Geistes ist unüberhörbar (wie bei unserem Pater): But were some child of yours alive that time / You should live twice in it, and in my rhyme. // Doch zweifach, wäre dir ein Kind gegeben, In ihm und meinen Versen wirst du leben. Zweifach einfach sind wir, haben wir gezeugt.

Fear is one thing, pleasure another. (Really? I feel no pleasure at all in the prospect of tracking down the similarities and interrelations of fear and pleasure – though one similarity is so blatantly obvious it is impossible to overlook: both are brimful of energy eager to move into action. Fear proceeds a little more secretively; pleasure, a little more uncannily. – And for the rest: not every trail is worth following.) No written words call for procreation or offer a lustier or more lust-obsessed, lust-possessed incitement to produce progeny than Shakespeare’s sonnets. Unlooked on diest unless thou get a son. I accept this fixation on a male descendant with unconscionable, indeed joyous, happy gender preference. Thou shalt beget a son! It says so in Shakespeare, so it must be true and right!) Procreation is a delight, not only in the practical, tangible, carnal sense, it is a supreme delight, this lust for life endeavoring to perpetuate itself by incarnating in our progeny. Our descendants are ourselves, who are fulfilling our absolutely sacred duty to not allow ourselves to wither, even though Autumn threatens every one of us. But as the riper should by time decease / His tender heir might bear his memory. Beauty seems to flower through us, we are stages on the path of beauty, a path that possibly (probably) leads nowhere. We are beautiful. Let us briefly dwell on that. We are beautiful! This we should never disregard. To truly and appropriately remember our beauty. And to nurture and take care of our beauty, which wants more of us than that it should belong to us alone. Childlessness is blasphemy, blasphemy toward beauty, blasphemy toward life itself. And: Then what could death do if thou shouldst depart / Leaving thee living in posterity. So procreation makes of dreaded death a minor nuisance, for death has no power if the chain of posterity remains unbroken. But one should not be too sure of oneself. Our most spirited gaze is due to the baby, the little boy, just as in the noonday of his life, his gaze will be due to his progeny. To give away your self, keeps your self still, / And you must live drawn by your own sweet skill. That means: give up your self, and you will have yourself, thus living through your own creative bliss. Having thrown myself away, I find myself again. A beautiful way of living, which you recommend to me and which I have adopted. You? You Shakespeare! But the sonnets’ perpetual prodding and urging its reader to be fruitful in the self-abandoned will to life, could that not be your prodding, your urging, my wife’s prodding and urging, which I long since immediately and promptly and successfully heeded (I too and you and our child) when forty winters were just starting to lay siege to our brow, so that I now can regard myself as having been elevated and redeemed by Shakespeare’s gloriously urgent art (and you too as having been elevated and redeemed)? Quite differently, utterly differently from parthenogenesis, which finds its voice again (as it does every year) this Christmas (most recently at a Mass in the Jesuitenkirche, which was warm despite the frigid air inside the church, warmed by the priest’s unmistakable voice, a fatherly voice in which resistance to the diminution of faith was nonetheless discernible): do not be afraid to take Mary home as your wife, because what is conceived in her is from the Holy Spirit. And from this spiritual procreation there came something tangible, flesh, a baby. No enlightened mind wants to believe this, or can believe it. Parthenogenesis is the most inconceivable notion to the understanding; indeed the mind can only tolerate it out of sentimentality and the love of children, and after all, who or what is hurt by this belief? But strangely, even though we are informed as to the physicality of procreation, this belief in the procreative power of the spirit, its ability to overcome the barrier between spirit and flesh, touches us in a most profound and effortless way. Why are we so sure, we ask ourselves, that it was only we who begat (which is something the snuffing of candles teaches, the gathering of the breath for the extinguishing blast: and now blow, my son!)? Yes, we think now, it was not we alone; are we not, in the act of procreation, as much spirit as we are flesh? Are we perhaps only spirit, and the flesh is an imaginary addition? The delights of the spirit, the delight of conceiving, which is also a conceiving of and in the flesh. Shakespeare again, the delight of the spirit is unmistakable (as it was with our priest): But were some child of yours alive that time / You should live twice in it, and in my rhyme. We are doubly single, and so was our begetting too.

Das zweite & dritte Jahr 41

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41

Ich erinnere mich an furchtsame Tage, bevor das Baby zu uns kam. Fragen, Mutmaßungen, Bedenken. Als könnte sein Erscheinen mir das Leben rauben. Als würde da jemand kommen, der die Fähigkeit mitbrächte, durch sein bloßes in die Welt treten (in meine Welt) mein Leben vollständig in sein Leben einzusaugen. Meine Freiheit in seinem Willen aufzulösen. Ein kleiner Dämon, dessen Kommen unausweichlich bevorstand, wie vorhergesagt, ein Messias, dessen Wirken mich wirkungslos machen könnte. Das Schicksal, fürchtete ich, könnte über mich hereinbrechen. Und ich war (mit) schuld daran. Um so schlimmer. Das Schicksal, ängstigte ich mich, würde wie eine Walze sein, die die Zuckungen, Regungen, Ausschläge meines Lebens plätten und wie eine Lawine, die mich Geplätteten unter sich begraben würde. Tatsächlich spürte ich in diesen Tagen, alles, was in Zukunft geschehen würde, als ein physisches Vorrücken gegen mich. Mein Raum in dieser Welt war bedroht. Ein noch nicht Geborenes griff nach ihm, fing an ihn auszufüllen und ich fing in Gedanken an, zum Rand hin auszuweichen, womöglich würde ich sogar aus meinem Raum herausfallen. Die Angst ist stark. Im Grunde bewundernswert in ihrer Stärke. Leise regt sie sich wie das erste Lüftlein nach einem windstillen, heißen Sommertag. Angenehme kleine Abkühlung. Unbestimmte Furcht, leises Zittern. Über Tage hin ruht sie in diese ungefährlichen Bewegung, bevor sie sich auswächst. Ich hätte sie zurückhalten können, Unterdrückung ist nichts, dessen ich nicht fähig wäre. Aber ich wollte sie nicht zur Seite schieben, nicht fesseln, ich dachte an unser Kind, das anderes verdiente und brauchte. Sein Vater sollte Mut beweisen. So ließ ich die Furcht, dieses verspielte Häppchen Angst, sich aufblähen und füllen, wie sie nur konnte. Die Angst vor dem eigenen Kind! Vor dem ungeborenen Kind. Vor dem unsichtbar sichtbaren Wesen, das in deinem Bauch heranwuchs. Du in deiner heiteren Schwangerschaft konntest mir nicht helfen. Mich nicht verstehen. Du wolltest mich an meine Vorfreude erinnern, aber ich wollte nicht erinnert werden. Diese Erinnerung würde mich betäuben, mir meine Angst ein wenig rauben, diese gewaltige Energie, die sich nicht umsonst sammeln sollte. Ich wollte in den Schlund der Angst fallen, eigenmächtig springen, nicht gestoßen werden, in diesen bodenlosen Abgrund, der sich merkwürdigerweise erst zu ganzer (dem, der sie hat entsprechender) Größe öffnet, wenn sie nichts mehr zurückhält und sie von niemandem länger zurückgehalten wird. Erst wenn sie ganz (vollkommen, allmächtig) ist, ist sie auch offen. Ich fühlte mich also durchaus bereit zur Transformation (die ich dem nahenden Baby verdanken würde), die auch eine Transformation weg vom schlechten Image der Angst sein würde. Paul Valéry schreibt in den Cahiers: Die Angst neigt dazu, den Kreis zu schließen, von vorne zu beginnen, was die Gedanken von sich aus unbegrenzt zu transformieren trachten. Sie ist also eine Behinderung von Transformation … Die Angst ist eine Degeneration der Aufmerksamkeit. Gut gedacht, aber das Gedachte hat nur Gültigkeit für die abgewehrte Angst. Die vom Glauben an die Freiheit der Gedanken überwältigte Angst. Der Automatismus der Angstabwehr war mir durchaus bekannt. Unser Baby stellte ihn auf eine neue Probe, intensiver als alle vorangegangenen Proben. Eine Probe, die, falls ich sie einigermaßen bestand, der Angst die Schwärze abgerungen haben würde. Ich ließ mich (wann genau es sich so verhielt, ist schwer zu sagen, denn die Angst ist auch ein Aal) also auf die Angst ein. Die Angst, die mir das kommende Kind einflößte. Es war sozusagen die erste Übung des kleinen Meisters, Babybuddhas deutlich spürbarer Anfang, die er – fast noch aus dem Jenseits, kam mir vor – mir stellte. Das Baby, nicht mehr als ein Luftzug, rief mir zu (mit so lauter Stimme wie sie die Wirklichkeit des Diesseits niemals zustande brächte): Fürchte dich! Fürchte dich vor mir! Und ich kam dem nach. Gehorchte und folgte. Bis dorthin, wo sich die Befürchtung, das Baby, mein Baby, unser Baby könnte mein Leben erobern und sich über Jahre in ihm als eine gestrenge Besatzungsmacht gebärden, in ihr Gegenteil verkehrte. Ich ging soweit, zu wollen, dass mein Baby mir mein Leben raubte. Sollte es doch! Ja! Mit größter Aufmerksamkeit konnte ich diesem Diebstahl zusehen. Ich konnte mitmachen, mein eigener Dieb werden. Und mit einem Siehe da! (dem Gemeinplatz aller Transformation) verschwand die Angst, verpuffte zu nichts, löste sich in einem einzigen Augenblick auf, als wäre sie nie gewesen. Nun konnte unser Kind geboren werden. (Natürlich war und bin ich nicht so verwegen zu glauben, die Angst hätte sich nun ein für alle Mal erledigt. Sie würde unvermutet, ungeahnt irgendwann wieder entstehen, genauso rätselhaft wie jedes neue Leben entsteht. Und es ist auch nicht so, dass ich mich auf die nächste Angst freuen würde; aber doch sehe ich ihr mit einer gewissen Ehrfurcht entgegen, bewundere jetzt schon ihre kommende Macht als wäre ich schon ganz und gar vertraut mit ihrer mysteriöse Art der Fürsorge. – Unser Kind hat eine Leidenschaft für das Laufrad entwickelt und daraus wuchs nach wenigen Tagen eine noch größere Leidenschaft für Geschwindigkeit. Die Stadt ist nicht für kleine Kinder gemacht. Einem schnell dahinrollenden Kind droht an jeder Ecke Gefahr. Manchmal entwischt uns unser Kind, überhört jedes Rufen, wie es jedes sich von links oder rechts rasch nähernde Auto übersieht und so steuert es auf seine heitere Art, Worte rufend, singend geradewegs ins Unglück – kleine Augenblicke unseres Entsetzens folgen, eine rasend schnell phantasierende Angst explodiert in uns und jagt uns unserem Kind hinterher. Diese Angst, die uns vordergründig ins richtige Handeln treibt, schmilzt im unwissenden Blick unseres Babys, das wir an seiner Kapuze festhalten, zu einem listigen Vorspiel dessen, was uns alles noch bevorstehen wird.)

I remember fearful days before the baby came to us. Questions, conjectures, misgivings. As though his arrival could rob me of my life. As though someone were coming who, by the mere act of entering the world (my world), brought with him a capacity to suck my entire life into his life. To dissolve my freedom into his will. A little demon whose coming was inescapably imminent, a Messiah whose effect would be to render me ineffective. Fate, I feared, might burst in upon me. And it was my own (partial) doing that had set it in motion. Which made it all the worse. Fate, I imagined, would flatten the stirring, darting, expansive motions of my life and then bury beneath its sheer weight whatever remained of this flattened life, like an avalanche. In those days I was actually feeling everything that would happen in the future as a physical menace advancing in my direction. My space in this world was endangered. Something that was not yet born was already reaching for it, was beginning to fill it out, and in my thoughts I was starting to evade its advance by retreating to the edges of my space, which in turn made me fear falling out of my space altogether. Anxiety is powerful, indeed its power is nothing less than admirable. It begins like the faintest stirring of air after the windless calm of a hot afternoon. A pleasant, cooling motion. A vague anxiety, a slight trembling. For days it hovers in this quiet agitation, not really threatening yet, before it begins to build up. I could have held it back; suppression is not beyond my capacity. But I didn’t want to push it aside or bind it, I thought of our child, who deserved and needed something else. His father ought to show some courage. So I allowed the fear, this playful little bit of anxiety, to swell and bloat as far as it would. Fear of one’s own child! One’s unborn child. Fear of the invisibly visible being that was growing inside your belly. You in your serene pregnancy could not help me. Or understand me. You wanted to remind me of my happy expectations, but I didn’t want to be reminded. That memory would stun me, would rob me a little of my fear, this tremendous energy: I did not want it to have grown for no purpose. I wanted to fall into the maw of fear, leap of my own free will, instead of being pushed, into this bottomless abyss which, strangely, does not open up to its complete size (the size fitting the one who has it) until  it no longer holds back anything and is no longer held back by anyone. Only when it is complete (perfect, all-powerful), is it perfectly open. So I was feeling quite prepared for the transformation I would undergo (thanks to the approaching baby), a transformation that would also be a departure from fear’s bad image. Paul Valéry writes in his Cahiers: Fear tends to close the circle, to return to the beginning of what the free play of thought, unhindered, seeks to transform without limit. Therefore fear is a hindrance to transformation. . . . Fear is a degeneration of attention. That is a well conceived thought, but the thought is valid only with respect to the fear that has been fended off. Fear overpowered by belief in the freedom of thought. I was well acquainted with the automatism of the defense against anxiety. Our baby was putting it to a test that was more intense than all previous tests. A test which, if I managed to pass it to some degree, would have shorn anxiety of its blackness. So I engaged with fear (though it is hard to say when that was, for fear is an eel, among other things). The fear instilled in me by the approaching child. It was, in a sense, BabyBuddha’s palpable beginning, the first practice given to me – still from the beyond, it seemed – by the little Master. The baby, no more than a draught of air, calling out to me (with a voice that was louder than this side of reality could ever achieve): Be afraid! Be afraid of me! And I complied. Obeyed and followed the instruction. To the point where the fear that the baby, my baby, might conquer and rule my life for ten years like a stern occupying force turned into its opposite. I went so far as to want my baby to rob me of my life. May he do that! Yes! I was able to observe this theft with the greatest attention. I could play along, be my own thief. And with a Lo and behold! (the commonplace of all transformation) the fear vanished, fizzled into nothing, dissolved in a single moment, as if it had never been there. Now our child could be born. (Naturally I was not so audacious as to believe that the fear had vanished once and for all. It would re-arise at some point, unexpectedly, unsuspected, exactly as mysteriously as every new life comes into being. Nor does this mean that I would look forward to the next onslaught of fear; but I do anticipate it with a certain reverence, admiring already its advancing power as if I were already utterly familiar with its mysterious kind of solicitude. – Our child has developed a passion for his strider bike, and within a few days this has grown into an even greater passion for speed. The city is not made for little children. At every corner, danger threatens a small child swiftly rolling along its way. Sometimes our child eludes us, fails to hear our calls, just as he fails to see every car that quickly approaches him from the right or the left, and so, cheerfully calling out words and singing, he steers straightaway into disaster – followed by little moments of terror on our part, bursts of violently racing imagination exploding within us and chasing us in pursuit of our child. This fear, which on the surface appears to be driving us toward right action, melts in our baby’s unknowing gaze, as we seize him by the hood of his jacket, into a sly prelude of all that may still lie ahead of us.)

Das zweite & dritte Jahr 40

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40

Manchmal verwechseln wir das zweite mit dem dritten Jahr unseres Babys. In den verwegensten Momenten unseres Denkens glauben wir sogar, dass das dritte Jahr vor dem zweiten Jahr stattfindet, stattfand, als würde das Ferne das Nahe und das Nahe das Ferne sein. (Bringen unsere Großeltern, Eltern, Tanten, und alle, die uns als Kinder kannten, nicht oft die Zeiten durcheinander, wenn sie über uns sprechen? Bringen wir nicht selber die Zeit in Unordnung, wenn wir uns an dieses oder jenes erinnern, wenn wir glauben, etwas Erinnertes einem bestimmte Jahr, Monat, Tag zuordnen zu können, obwohl uns doch ein Instinkt rät, beim Erinnern, was die Zeit angeht, im Ungefähren zu bleiben, im Flüssigen, in der Wahrheit der Ungenauigkeit?) Wir denken (du denkst es mehr als ich, vielleicht, weil du die Säugende bist, gewesen bist und mir dieser stärkste körperliche Anhaltspunkt fehlt) am Anfang (wenigstens am Anfang) muss unsere Erinnerung doch einer Ordnung und Reihenfolge gehorchen, soviel ist doch noch gar nicht geschehen, dass wir es vergessen könnten, und falls wir es vergessen haben, durch einige Anstrengung leicht wieder am richtigen Punkt auf der kurzen (Baby-)Zeitachse einsetzen könnten. Am Anfang: in diesen ersten zwei, drei Jahren, die sich doch leicht in Entwicklungsschritte und Entwicklungsetappen einordnen lassen, in diesen ersten zwei, drei Jahren, in denen wir besonders aufmerksam sind, was unser Baby angeht (und auch vieles andere), in diesen Jahren, in denen wir jeden Tag mit Freude genießen, so dass es sich anfühlt, als würden wir nichts übersehen, und wenn einer von uns beiden es übersehen hätte, er oder sie es dem anderen berichtete hätte, – wir also mit Sicherheit über diesen Anfang sagen könnten: wir haben diese Babyzeit mitbekommen, wie wir nie eine Zeit mitbekommen haben. Aber mit der Fortschreiten der Zeit wird immer deutlicher, genau dieser Zeit, dieser Anfangszeit habhaft zu werden, das Wesen dieser Zeit zu behalten, dieser Zeit ihre Unvergessbarkeit abzuringen – genau das erweist sich als schier unmöglich. Diese Einsicht erreicht uns heute schon, da kaum das dritte Jahr vergangen ist. Also, halten wir fest, immerhin etwas ist gewiss: das Ausziehen geht dem Anziehen vorher. Das erste Ausziehen unseres Babys, sein Ausziehen, war ein Abschütteln der cremefarbenen Söckchen vom Fuß. Ein halb mutwilliges, halb zufälliges Schütteln eines lästigen Kleidungsstück, das der Beweglichkeit des Babyfußes, wenig entgegensetzen konnte. (Wir selbst, denken wir, sind ja nur deshalb so ordentlich angezogen, weil wir unsere Körper gezähmt haben, weil Kleidung für ihren festen Sitz einen kontrollierten, koordinierten Körper braucht, nicht so einen weichen, biegsamen, strampelnden Babykörper, dessen Energie in alle Richtungen zuckt, das oft nur Energie zu sein scheint, während wir und unser Energie durchaus dem Hochsicherheitsbereich eines Kraftwerks ähneln.) Und jetzt üben wir täglich (seit einem Jahr, seit zwei Jahren, seit Jahrzehnten, Jahrhunderten?) das Anziehen. Sonderbare Wesen, die wir nun einmal sind, müssen wir uns anziehen. Dass wir angezogen sind, ist die Vorraussetzung all unserer Humanität. Nur unser Baby sieht das anders. Das Anziehen kann das lästigste Unterfangen überhaupt sein, eine Zumutung, etwas völlig Sinnloses! Allein die Hand in das Armloch des Anoraks (heute ist es sehr kalt) zu leiten, erweist sich als ähnlich schwierig wie Billard. Die Mütze sitzt grundsätzlich schief auf dem Kopf, oder, wenn sie gerade sitzt, wartet sie nur darauf, im nächsten Moment wieder zu verrutschen. Und Schuhe erst! Einsteigen in Schuhe mit besockten Füßen (auch hier droht Verrutschen), dann einen schon los gelaufenen Fuß fixieren, das Schuhband schnüren und gleich dasselbe auch noch mit dem anderen Fuß – große Aufgaben, die großzügig Stunden verschlingen. Wir üben anziehen. Wir (du, ich) üben anziehen: auch hier wieder lässt sich unser Meister blicken, indem er uns jeden Tag mehrfach zur gleichen Übung nötigt, die all unsere Geduld fordert, die unsere Geduld herausfordert, herausfordert mit und durch die große Ungeduld unseres Babys mit unserem Tun (oder ist diese Babyungeduld seine Geduld?) War es doch Gott selbst, der uns angezogen hat: Und Gott der Herr machte Adam und seinem Weibe Röcke von Fellen und kleidete sie. So kommen wir uns im Anziehen unseres Sohnes vor, als würden wir es sein, die angezogen werden, als würde sich das erste Anziehen in unserer Familie wiederholen, nicht nur einmal, zehnmal, hundertmal. Als wäre das Anziehen ein Ritual, das wir gemeinsam begehen, das in seiner Alltäglichkeit, Banalität viel stärker ist und religiöser als Rituale, die behaupteterweise der spirituellen Läuterung und deren wiederholter Übung dienen sollen. Dann aber plötzlich ruft unser Baby: selba oder dat kann i selber! Es verweigert sich unserer Hilfe und Mithilfe, ist Alleinanzieher von eigenen Gnaden und durch eigene Bestimmung. Und wir versuchen uns in der kurzen Distanz des zweiten und dritten Jahres zu erinnern, wann und wie Selbständigkeit und Unselbständigkeit unseres Babys aufeinander folgten, jetzt scheint es uns, dass beide stets gleichzeitig da sind, auch wenn unser Baby immer wieder den Eindruck (für uns) erweckt, gerade hätten wir es mehr mit seiner Selbständigkeit oder dann wieder mehr mit seiner Unselbständigkeit zu tun. – Am Abend erinnere ich mich an das empörte Wegpfeffern der blauen Mütze auf einem gemeinsamen Spaziergang, ohne meine Erinnerung damit zu belasten, wann genau das gewesen sein soll. Es fällt mir leicht, da ich mich ganz auf die von der kleinen Hand vom Kopf gerissenen Mütze konzentriere, die in erstaunlich weitem Bogen in den Rinnstein fliegt. Dann folgen ich deinem Vorschlag (den du von einer schlauen Frau übernommen hast), doch einmal zu versuchen, sich gegenseitig anzuziehen. Du ziehst mich an und ich dich. Wir machen erstaunliche Erfahrungen, die wir ganz für uns behalten.

Sometimes we confuse our baby’s second year with his third. At the most audacious moments of our thinking we even believe that the third year takes place, took place, before the second year, as though what is distant were nearby and what is nearby were distant. (Don’t our grandparents, parents, aunts, and all who knew us as children often get different times mixed up when they’re talking about us? Don’t we ourselves bring time into disarray when we recall this or that, when we think we can assign something we remember to a certain year, month, or day, even though an instinct suggests we would do well to content ourselves with approximation, to rest in fluidity, in the truth of imprecision?) We think (you think this more than I do, perhaps because you were the one who gave suck and I lack this most powerful bodily reference) that in the beginning (at least in the beginning) our memory must obey an order and a sequence; after all, not much has happened yet that we might forget, or that, if we forgot it, we could not with some effort re-insert at its proper place in the short baby-timeline. In the beginning: in these first two or three years, so easily arranged as a sequence of developmental steps, developmental stages; in these first two or three years in which we are especially attentive to everything that concerns our baby (and many other things as well), in these years in which we savor each day with pleasure, so that it feels as if we don’t overlook anything, and if either one of us were to overlook something, he or she would have reported it to the other; where, in short, we could say with assurance about this beginning: we experienced this baby time in way that we have never experienced any other time. But as time advances, it is becoming more and more obvious that to get a precise grasp of this time, this time of beginning, to keep hold of the essence of this time, to wrest from this time its unforgettableness – precisely that turns out to be utterly impossible. This insight reaches us already now that the third year has scarcely transpired. However, we note, there is at least one thing of which we can say it is certain: Undressing precedes dressing. The first undressing of our baby, his undressing, consisted of shaking his cream-colored socks off his feet. A half willful, half accidental shaking off of a bothersome piece of clothing that could offer little resistance to the mobility of a baby’s foot. (We ourselves, we think, are only dressed in such an orderly fashion because we have tamed our bodies, because in order for clothing to fit at all firmly, a controlled, coordinated body is needed, not a soft, pliable, kicking little baby’s body whose energy darts in all directions, and which often only appears to be energy, while we and our energy bear definite similarity to the high-security area of a power station.) And now, every day (for the past year, for the past two years, for decades, centuries?) we are practicing getting dressed. Odd creatures that we are, we have to get dressed. Being dressed is the precondition of all our humanity. Except our baby sees this differently. Getting dressed can be the most annoying venture imaginable, an unreasonable, perfectly senseless imposition! Just putting a hand into the sleeve of a parka turns out to be about as challenging as billiards. The cap’s position on the head is, as if on principle, categorically skewed; or if it happens to be in place, it just waits to slip off the next moment. Not to mention shoes! Putting his stocking-clad feet into shoes (here too there’s a tendency to slip away from his aim), then holding that foot in place while it’s in mid-motion in order to tie the shoelace, and following that with the other foot – major tasks that generously swallow up hours. We practice the business of dressing. We (you, I) practice dressing: here again we can see our Master at work, obliging us day after day to perform the same exercise that demands all our patience, challenges our patience, challenges it with and through our baby’s great impatience with our activities (or is this baby-impatience his patience?) It was God Himself, after all, who dressed us : Also for Adam and his wife, God made tunics of skin, and clothed them. That is how we appear to ourselves while clothing our son, as if it were ourselves who are being dressed, as though the first dressing were being repeated in our family, not just once, but ten times, a hundred times. As though dressing were a ritual we perform together, and that is stronger and more religious in its ordinariness and banality than repeatedly practiced rituals that are supposed to conduce to the soul’s purification. But then suddenly our baby cries out: self or do it myself! He rejects our help, our assistance, is a solitary self-dresser by his own grace and his own dispensation. And we try to remember, in the brief space of the second and third year, when and how autonomy and dependence succeeded each other in our baby; it seems to us now that they are both always there at the same time, even though, again and again, our baby creates the impression (in us) that right now we are dealing more with his autonomy, and then that, on the contrary, his dependence is what’s in the foreground. – In the evening I remember his indignant tossing away of the blue cap on a walk we took together, without burdening my memory with the question of when precisely that was supposed to have happened. It’s easy for me, as I focus entirely on the cap torn by the little hand from his head, and the surprisingly ample arc of its flight before it lands in the gutter. Then I follow your suggestion (which you adopted from a clever woman) to try dressing each other. You dress me and I dress you.  This leads us both to extraordinary realizations, which we keep entirely to ourselves.

DAS ZWEITE JAHR – 39

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39

In Babydingen brauchen wir keinen Rat. Doch – nur ganz selten, in den wenigen Augenblicken, in denen wir Ratlosigkeit verspüren, vollkommene Ratlosigkeit, in Augenblicken, in denen unser Baby uns vorkommt, wie nichts und niemand, das und der uns bekannt wären, in Augenblicken, in denen unser Begreifen schlagartig erblindet und ertaubt, in Augenblicken, in denen unsere Unwissenheit so vollkommen ist wie die Ratlosigkeit. Es hängt vermutlich damit zusammen, dass unser Baby dann Selbst ist, unabhängig von uns, ein Anderer, gar nicht unser Baby, dass es sich all unseren möglichen und gewünschten, erhofften, ersehnten Zugriffen entzieht, entzogen ist, durch eine anonyme Macht, die sich gleichsam zwischen uns wirft, uns trennt. Dann geht uns mit einem unhörbaren Donner unser Meister verloren. Eine kleine Szene, die uns nicht ausschließt, in wir aber nicht hineingehören, keine Rolle spielen, nicht einmal als Zuschauer. So steht unser Baby auf seinem gestuften Stuhl und gießt aus unserem großen Glas Wasser in seinen blauen kleinen Becher, immer weiter gießt es, bis das Wasser überfließt, auf den Tisch und weiter auf den Boden hinuntertropft. Wir sehen, was es tut und sehen es doch nicht. Die Klarheit seines Handelns, die Intensität, mit der es selbst sein Schütten betrachtet, die Ruhe, die kein Überfließen stören kann, die Entschiedenheit, mit der bis zum letzten Tropfen vom großen Glas in den kleinen Becher umgefüllt wird, die stille Freude über das die Ränder seines Bechers übersteigende Wasser, die Lust an der schieren Unendlichkeit dieses Schüttens und Überfließens (so scheint der Vorrat an Wasser, die Quelle im großen Glas unerschöpflich in diesem ewigen Moment, der in Wirklichkeit vielleicht zehn, fünfzehn Sekunden dauert – welchem Eindruck sollen wir glauben?) – in all dem ist das Baby so innig mit sich und seinem Tun, dass für uns nicht einmal die Rolle der Außenstehenden überbleibt: wir sind verschwunden. Verschwunden die Verbindung zu unserem Kind, so sehr verschwunden, dass sie sich uns in ihrer bitteren Wahrheit zeigt: als Illusion. Unser Kind ist ein Stillleben, das nicht still hält. Oder doch: es selbst hält still, erstaunlich still, unzittrig steht es auf seinem Stuhl, während das Wasser vom Glas in den Becher fließt. So ein Stillleben ist unser Baby, dass es Bewegung in ein unbewegtes Bild zaubert. Auch das ein Grund, warum wir verschwunden sind. Möglicherweise so verschwunden, wie wir verschwunden waren, als unser Baby noch nicht geboren war, nicht gezeugt, kaum gedacht, gewünscht, ersehnt. Dann jedoch spüren wir genau darin, in unserem Verschwinden, jetzt in diesem aktuellen Verschwinden eine große Erleichterung: unser Baby verantwortet sich selbst. Alles hat auch eine praktische Seite. Wir könnten sagen, es wäre besser, wenn du deine Wasserspiele im Bad machen würdest, dort könntest du soviel gießen wie du willst, noch besser wäre es, wir würden nach draußen gehen, aber draußen ist es jetzt zu kalt, und die Wasserpumpe auf dem Spielplatz ist schon für den Winter abgestellt. Natürlich werden wir die Pfütze unter dem Tisch aufwischen und auch die Sauerei auf dem Tisch, die aufgeweichte Scheibe Brot und das angeklebte Kuvert in den Müll werfen, denn du, unser Baby, wirst ganz plötzlich dein Stillleben verlassen und ins Wohnzimmer trippeln. Unser Baby verantwortet sich selbst. Und sein Stillleben wäre nicht sein Stillleben, wenn wir es woanders hin verlegen würden. Außerdem, unser Wunsch die Wasserspiele am Küchentisch an einen anderen, wassersicheren Ort zu verlegen, soll er nicht nur ablenken von dieser unglaublichen Autonomie unseres Babys, durch die wir seine Meisterschaft verlieren? Was? Gewinnen wir sie nicht erst dadurch, immer wieder, immer wieder aufs Neue? (Niemand sonst als ein kleines Kind kann uns so sehr glauben lassen an unsere notwendige Anwesenheit, an unsere Unabdingbarkeit, an unsere Zuständigkeit.) Jetzt ist es Zeit, sich Rat zu holen denken wir, wen könnten wir fragen, wer könnte entscheiden, was wichtiger ist für uns, die tiefe Verbundenheit unseres Babys mit uns oder ihr lautlos donnerndes Verschwinden? Zum Beispiel bei E.M. Cioran in der Charakterisierung eines berühmten Dichters: Ich halte ihn für ebenso willensstark wie fanatisch. Selbst wenn die Welt zusammenstürzte, würde er weder die angefangene Arbeit abbrechen noch das Thema wechseln. In den wesentlichen Dingen ist er sicher unbeeinflußbar. Was das übrige, das Unwesentliche betrifft, so ist er wehrlos, vermutlich schwächer als wir andere … Mit und in unserem einseitigen Blick (oh, ja, wir lieben seine Einseitigkeit!) gelten diese Worte mehr noch als Beckett unserem Baby. Jetzt haben wir unseren Rat gefunden. Nicht als Alibi für eigene Trägheit, gedankliche Schwäche, nicht aus Hilflosigkeit, die eine Autorität anruft, sondern aus Gründen des richtigen Ausdrucks. Manchmal fehlen uns einfach die passenden Worte und wir müssen suchen, wo wir sie uns ausleihen können. Unsere Ratlosgkeit ist vielleicht nur eine sprachliche Schwäche, unser Empfinden ist deutlich, unser Möglichkeiten es auszudrücken aber sind wie von ihm verschluckt. Es ist geradezu so (und das könnten die besten Momente sein), dass unser Baby uns hin und wieder unsere Sprache raubt, bis auf den letzten Buchstaben. Wir sind also gar nicht ratlos, sondern nur sprachlos. Am ratlosesten sind wir, wenn unser Baby verschwunden ist, obwohl es in unserer Nähe steht. Und wir interpretieren unsere Sprachlosigkeit als Ratlosigkeit. So sind wir: oft wissen wir nicht, was was ist. (Nein, wir holen uns keinen Rat. Wir holen einen Wischlappen und machen sauber.)

In baby matters we need no advice. But actually – we do, very rarely, in the few moments when we feel perplexed, completely perplexed, at moments when our baby seems like nothing and no one known to us, moments when our comprehension is all of a sudden struck blind and deaf, moments when our ignorance is as perfect as our perplexity. Presumably it has to do with the fact that our baby is then Himself, independently of us, an Other, not at all our baby; that something is withholding him from our possible and wished-for, hoped-for, longed-for reach, an anonymous, separating power that seems to thrust itself between him and us. Then it seems that quietly, amidst inaudible thunder, we are losing our master. A little scene that does not exclude us, but where we do not belong, where we have no role to play, not even as an audience. There is our baby, standing on his striped chair, pouring water from our large glass into his little blue cup, pouring continually until the water runs over onto the table and then drips onto the floor. We see what he is doing and yet we don’t see it. The clarity of his actions, the intensity with which he observes his own pouring, the calm that cannot be disturbed by the overflowing, the decisiveness with which the water is decanted from the big glass to the little cup, the quiet joy at the sight of the water rising over his cup’s edge, his delight in the sheer infinity of this pouring and overflowing (and indeed the supply of water, the wellspring in the large glass seems inexhaustible at this eternal moment, which in reality lasts ten, maybe fifteen seconds – to which of these impressions should we lend credence?) – throughout this occurrence, the baby is so intimately alone with himself and his activity that not even the role of bystanders is left to us: we are gone. So is our connection with our child; it has disappeared so thoroughly that it reveals itself to us in its bitter truth: as an illusion. Our child is a still life that does not hold still. Or actually it does; he himself holds still, astonishingly still, he is standing on his chair, not a quiver in his body, while the water flows into the cup. Our baby is such a still life that he conjures movement into a motionless picture. And that is another reason why we are gone. Possibly just as gone as we were when our baby was not yet born, not conceived, scarcely imagined, hoped-for, longed-for. But then, precisely in this, our disappearance, in this present disappearance, we sense a great relief: our baby is taking charge of himself. Everything has a practical side. We could say, it would be better if you would play your water games in the bathtub, there you could pour as much as you want, and it would be even better if we went outside now, except it’s too cold outside, and the pump on the playground has already been turned off for the winter. Of course we will wipe the puddle on the floor and the mess on the table, throw the soaked slice of bread and the stained envelope into the trashcan, because you, our baby, will suddenly leave your still life and trundle off into the living room. Our baby is in charge of himself. And his still life would not be his still life if we moved it to another location. Besides, our desire to relocate the water games to another, more waterproof place, isn’t its real purpose to distract us from our baby’s unbelievable autonomy, through which we are losing his mastery? What? Aren’t we in fact winning it anew, again and again, in precisely this way? (No one can can convince us of our necessary presence, our indispensability, our responsibility, the way a small child can.) Now it is time to seek advice, we think, whom could we ask, who could decide what is more important for us, our baby’s deep connection with us or his soundlessly thundering disappearance? For example in E. M. Cioran’s characterization of a famous poet: I consider him strong-willed and fanatical in equal measure. Even if the world were to collapse, he would neither interrupt the work he has begun or change the subject. I have no doubt that in essential matters it is not possible to deter him. As for all the other, inessential matters, he is helpless and presumably weaker than the rest of us . . . With and in our one-sided view (oh, yes, we love its one-sidedness!), these words apply to our baby even more than they apply to Beckett. Now we have found our advice. Not as an alibi for our own inertia or mental weakness, not out of helplessness that needs to consult an authority, but for reasons of right expression. Sometimes we simply lack fitting words and we have to look around for someone to borrow from. Our perplexity may just be a linguistic weakness, our feeling is clear, but our means of expression are, as it were, swallowed up in the feeling. It’s virtually (and these can be the best moments) as if our baby occasionally robs us of our language, down to the last letter. So it’s not perplexity – we’re just speechless. We are most speechless when our baby has disappeared even though he is standing right near us. And we interpret our speechlessness as perplexity. This is how we are: we often don’t know what is what. (No, we don’t ask anyone’s advice. We get a mop and clean up.)