DAS ZWEITE JAHR – 34

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34

Kommen wir mit den anderen Kindern zusammen, beginnen wir zu vergleichen. Das Vergleichen ist uns gegeben, das Nichtvergleichen müssen wir uns mühsam erarbeiten. Wir vergleichen automatisch, fast könnten wir glauben, es sei uns angeboren. Es geschieht gleichsam ohne Gedanken (vielleicht ist es ein Zeichen von Gedankenlosigkeit?), es geschieht von selbst, plötzlich, kündigt sich nicht an und will mit seinem Urteil alles erfassen. Das Richtige. Das Beste. Das Angemessene. Das Altersgemäße, der Entwicklung unseres Kindes entsprechende – eigentlich das Normale. Wir fürchten, etwas könnte nicht normal sein, hören überall Geschichten von Kindern, die sich nicht normal verhalten, Kindergartengeschichten und Schulgeschichten. Normal ist ein Kind, wenn es tut, was wir glauben, dass es in diesem Alter tun sollte. Ein bißchen Abweichung ist erlaubt, aber alles, was über das bißchen hinaus geht, macht Sorgen. Wir können uns ermahnen, jeder Abweichung gegenüber uns freundlicher zu verhalten (was uns auch nicht schwer fällt, die Liebe zu unserem Kind macht unsere Duldsamkeit von Anfang höchst dehnbar), wie wir uns selbst davon überzeugen können (wir sind einigermaßen bewandert in pädagogischen Konzepten), dass alles seine Zeit hat, alles seinen Raum braucht, sich alles fügen wird, dass wir auf keinen Fall Grund haben, besorgt zu sein, uns Gedanken zu machen, gar durchzudrehen. Aber so sehr wir unseren Argumenten glauben schenken wollen, sowenig können wir es. Denn wir sind besorgt, machen uns immer Gedanken, und wir könnten leicht durchdrehen (nur ein Schritt ist es bis dorthin, dass wir ihn nicht gehen, hängt vielleicht damit zusammen, dass unsere Furchtlosigkeit doch größer ist als unsere -kümmerliche – Furcht). Nein, unser Baby gibt uns wenig Anlass, an seiner babygemäßen Entwicklung zu zweifeln. Es ist nicht der schnellste Läufer, was überhaupt nichts macht. Es rennt nicht besonders gern, es steht lieber oder geht gemächlich von der Schaukelmöwe zum Schaukelpinguin. Steigt langsam hinauf und wippt dann mal heftiger, mal weniger heftig, steigt wieder herab, steht und schaut, schaut auch auf die rennenden Kinder, zum Teil jünger als es selbst, die einer Art inneren Explosion zu gehorchen scheinen, die sie in den Hochgeschwindigkeitsmodus schießt. Diesen Modus kennt unser Baby nicht, interessiert sich nicht für ihn, sein Rennen ist ein gemächlicher Trab, mit kaum in den Schultern schwingenden Armen und kleinen Schritten. Das macht nichts, sagen wir uns und offenbaren uns dann doch diese gemeinsame Heimlichkeit, in der wir denken: unser Baby könnte doch richtig rennen, warum rennt es nicht wie die anderen (die anderen, die auch nicht rennen, bemerken wir gar nicht, wollen wir gar nicht bemerken), jedes Kind trägt doch diesen Impuls zu rennen in sich, in seinen Beinen, in dem für seinen unendlichen, grenzenlosen Geist (seinen explosiven Geist) viel zu kleinen Körper, der seltsamerweise dennoch der gleichen Schwerkraft unterworfen ist wie wir (manchmal auf unserem Arm, gibt unser Baby sein gesamtes Gewicht an uns ab und ist verblüfft, wenn es uns irgendwann zu schwer wird und wir es wieder absetzen wollen; gerne hätte es sich weiter von uns in der Illusion wiegen lassen, es könnte schweben). Nein, wir wollen nicht, dass unser Babykind rennt wie alle anderen; doch, wir wollen, dass unser Babykind rennt wie alle anderen. Wir wollen es, das ist tief in uns verwurzelt, etwas für jemand anderen zu wollen (unser Leben scheint immer ein bißchen absurd zu sein), wir sehen an den Anderen etwas, das anders, besser, richtiger, normaler sein könnte und wollen es durch ein Eingreifen verändern. Die Autonomie des Anderen respektieren wir zwar, wollen sie aber nicht wahrhaben (vielleicht spüren wir in diesem Zwiespalt die Ungetrenntheit aller Lebewesen und unsere mal sanfte, mal heftige Verzweiflung, nur eines, ein einziges von diesen selbst zu sein). (Du kannst die Ungetrenntheit auch erkennen, die Verzweiflung nicht. Dein Gebären lässt dich gütiger über das Leben denken) Sind wir nicht Märchengestalten? (Wir beide, du, ich, sogar unser Baby? Die manchmal gemeinsam und manchmal getrennt in ihrer Geschichte auftreten?) Die Brüder Grimm, Das eigensinnige Kind: Es war einmal ein Kind eigensinnig und tat nicht, was seine Mutter haben wollte. Darum hatte der liebe Gott kein Wohlgefallen an ihm und ließ es krank werden, und kein Arzt konnte ihm helfen, und in kurzem lag es auf dem Totenbettchen. Als es nun ins Grab versenkt und die Erde über es hingedeckt war, so kam auf einmal sein Ärmchen wieder hervor und reichte in dei Höhe, und wenn sie es hineinlegten und frische Erde darüber taten, so half das nicht, und das Ärmchen kaum immer wieder heraus. Da mußte die Mutter selbst zum Grabe gehen und mit der Rute aufs Ärmchen schlagen, und wie sie das getan hatte, zog es sich hinein, und das Kind hatte nun erst Ruhe unter der Erde.

As soon as we meet with the other children, we start comparing. Comparing comes naturally to us, not comparing is a skill we have to laboriously acquire. We compare automatically, it almost seems to be an innate faculty. It happens virtually without any thoughts (perhaps it’s a sign of thoughtlessness?), it happens of its own accord, suddenly, unannounced, and seeks to encompass everything with its judgment. The right thing. The best thing. The proper thing. The age-appropriate thing – basically the normal thing. We are afraid that something might not be normal; all around us we hear stories about children who don’t behave normally, in kindergarten or in school. A child is normal when it does what we think it should be doing at its age. Some slight deviation is allowed, but anything that goes beyond that slight difference is cause for alarm. We can admonish ourselves to be more accepting of every deviation from the norm (which is not hard for us, our love for our child makes our forbearance highly elastic from the beginning), just as we can rest assured (being reasonably well versed in pedagogic concepts) that everything happens in its own time and needs its own space, that everything will come together, that there is absolutely no reason for us to be concerned, to worry, let alone freak out. But however much we would like to believe our arguments, we are not able to do that. For we are worried, are always concerned, and we could easily freak out (it’s just a step away, and that we don’t take that step may be due to the fact that our fearlessness happens to be greater than our – pitiful – fear). No, our baby gives us little reason to doubt that his development might not be baby-appropriate. He is not the fastest runner, which doesn’t matter one bit. He’s not particularly fond of running, he prefers to stand or walks at a leisurely pace from the sea-gull rocker to the penguin rocker. Climbs it slowly, rocks himself back and forth, sometimes slightly, sometimes with greater force, climbs back down, stands, looks around, looks at the running children as well, some of them younger than himself, who seem to be obeying an inner explosion that is shooting them into high velocity mode. Our baby does not know this mode, is not interested in it, his running takes place at a leisurely trot that barely sets his arms swinging in his shoulders, and with small steps. It doesn’t matter, we tell ourselves, while nonetheless revealing to ourselves the secret thought we hold in common: surely our baby could actually run, why doesn’t he run like the others (and the others who also don’t run we prefer not to notice); surely every child bears within it this impulse to run on its legs, in its body, which is much too small for its infinite, boundless spirit (its explosive spirit), this body that is strangely subject to the same gravity as we are (sometimes, while being held in our arms, our baby gives over to us his entire weight, and is surprised when at some point he gets too heavy for us and we want to put him back down; he would really prefer to continue being held suspended in the illusion that he can float). No, we don’t want our baby child to run like all the others; yes, we do want our baby child to run like all the others. We want it, it is deeply rooted within us to want something for some else (our life always seems to be somewhat absurd), we see in the others something that could be different, better, more correct, more normal, and we want to change it by some intervention. We may respect the other’s autonomy, but we don’t want to acknowledge it (maybe in this dichotomy we sense the undividedness of all creatures and our sometimes gentle, sometimes intense despair at being only one, a single one of the countless many). (You can see the undividedness too, but not the despair. Your birth-giving nature allows you to think more kindly about life.) Are we not fairytale creatures? (the two of us, you, I, even our baby? Who sometimes appear in their story together and sometimes separately?) The Brothers Grimm, The Obstinate Child: There once was an obstinate child who did not do what its mother wanted. Therefore God had no goodwill towards it, and no doctor could help it, and it was not long before it lay on its little death bed. And after it was buried in the grave and was covered with a blanket of earth, suddenly its little arm pushed out from the earth, reaching up, and when they put the little arm back down and covered it with earth, it came out again and kept coming out like that, over and over. Then the mother herself had to go to the grave and struck the little arm down with a stick, and only after she had done that was the child finally peaceful under the earth.

DAS ZWEITE JAHR – 33

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33

Einem Freund, dessen Frau eben ein Kind geboren hat, gratulieren wir zur Geburt seiner Vaterschaft (in der Formulierung unsere Gratulation kommen wir uns unzeitgemäß vor, altmodisch, übermodern; Vaterschaft ist eine Geburt für den, der Vater geworden ist, genaugenommen ist eine Geburt eine Doppelgeburt: Kindgeburt, Vatergeburt. – Eine Triplegeburt scheint es nicht zu sein. Die Mutter ist mindestens früher geboren; wenn je). Bei Freud heißt es in Moses, ein Ägypter: Die ersten Kinderjahre werden von einer großartigen Überschätzung des Vaters beherrscht, der entsprechend König und Königin in Traum und Märchen immer nur die Eltern bedeuten, während später unter dem Einfluß von Rivalität und realer Enttäuschung die Ablösung von den Eltern und die kritische Einstellung gegen den Vater einsetzt. Vielleicht war demnach unsere Gratulation voreilig, oder wir hätten sie besser zeitlich einschränken und so den neuen Vater ermutigen sollen, doppelt die ersten Jahre der Vaterschaft zu genießen, bevor sie sich, wenn schon nicht in die Hölle, in etwas Höllenähnliches verwandeln würde. (Als Vater – aber auch Mutter, erstrecht als Kind – müssen wir immer wieder zu Freud zurückkehren. Zum einen scheint er selbst eine Art Urvater zu sein, auch wenn seine Lebenszeit noch nicht weit zurückliegt. Zum anderen ist er ebenso eine besondere Art Vater, Übervater, Überfamilienvater, der die Suche nach der Quelle von Glück und Unglück, immer wieder dorthin zu lenken versteht, wo die Familie beginnt. Außerdem ist er uns im Laufe der Jahre sympathisch geworden, wie jeder, der schreiben kann.) Wir wollen Freud umgestalten: Die ersten Vaterjahre werden von einer großartigen Überschätzung des Kindes beherrscht, der entsprechend König und Königin in Traum und Märchen immer nur die Kinder bedeuten, während später unter dem Einfluß von Rivalität und realer Enttäuschung die Ablösung vom Kind und die kritische Einstellung zum Sohn einsetzt. Was wir damit noch nicht gesagt haben und also in unsere erweiterte Gratulation zur Vaterschaft mit einbauen, ist, dass die Überschätzung des Kindes, des Babys für uns notwendig ist. Wir müssen es auf den Thron setzen, und müssen bedeutet hier nicht etwa, dass es uns möglich wäre, es unter anderen Umständen, oder selbst wenn wir andere Eltern wären, es nicht auf den Thron zu setzen. Ein müssen also, das, ohne Zwang zu sein, auf die Unausweichlichkeit unseres Handelns, Denkens, Tuns aufmerksam macht und uns dadurch, anders, als wir zu denken gewohnt sind, eine Tür in die Freiheit aufstößt. Und weil wir schon dabei sind: natürlich ist auch die Vaterschaft selbst unausweichlich gewesen und keinesfalls Folge einer Wahl oder unseres Willens. Wir gratulieren dem Freund und neuen Vater mit der Bemerkung, es musste (ja) so kommen. Jetzt, vom ersten Atemzug des Babys an, beginnt die Überschätzung des Kindes, wir wissen das aus eigener Erfahrung. Es ist aber eben eine großartige und gutartige Überschätzung, die wir nötig hatten und haben; denn die richtige Einschätzung der Vaterschaft wäre doch nur die uns genehmste (und angenehmste) Einschätzung gewesen, dergestalt ein Unding. Unsere Einschätzung muss fehlgehen, notgedrungen, wir waren und sind nicht in der Lage, richtig einzuschätzen, was Vatersein bedeutet, was hätten wir auch davon? Unser Baby ist unser Überschatz, es lässt uns keine Zeit und gibt uns keine Möglichkeit, das Richtige zu tun, wie wir es sonst, in allen anderen Dingen immer tun (natürlich wollen wir das Richtige tun, aber jetzt sehen wir klar, wir wollen das Richtige tun, aus unserer Überschätzung des Babys heraus, – das wir übrigens niemals unterschätzen, seit wir es zu unserem Überschatz gemacht haben; und auch, seitdem es uns mit diesem Schalk in den Augen anblickt, mit dieser gutmütigen Frechheit, die sich ganz und gar bewusst zu sein scheint, dass wir Eltern es unterschätzen sowieso nicht, und richtig einschätzen gleich zweimal sowieso nicht können, was besonders für seinen Vater gilt, der ihm gerade beim Kastaniensortieren zusieht: immer wieder eine Kastanie zwischen zwei andere legen, immer wieder eine Kastanie, die zwischen zwei anderen liegt, in die Hand nehmen und sie woanders zwischen zwei Kastanien legen, die offene Kastanienkette auf dem roten Teppich …). Diese zweite Geburt (nach der Selbstgeburt diejenige zur Vaterschft hin) ist vielleicht tatsächlich eine Geburt ins Glück (auch eine Überschätzung, sogar Selbstüberschätzung womöglich), eine Geburt ins Glück, die die vorangegangene Geburt gleichsam aufhebt in der Verdopplung dieses Vorgangs. Auch ist die zweite Geburt – so beschwerlich sie sich manchmal anfühlen will und so langdauernd und immer noch nicht beendet – eine Erleichterung: sie nimmt der eigenen Geburt ihre Erdenschwere und lässt den Geborenen flüchtiger werden). Sogemäß kann der Dichter Peter Handke den antiken Dichter in seiner Kindergeschichte zu Wort kommen lassen: Sind Kinder allen Menschen doch die Seele. Wer dies nicht erfuhr, der leidet zwar geringer, doch sein Wohlsein ist verfehltes Glück. (Seit ein paar Tagen küsst uns unser Sohn. Manchmal auf den Mund. Feuchte Seidenküsse, unbestimmt und selbstlos und zufällig wie Tropfen. Aber auch entschieden, vorsätzlich, wirkungsvoll. Wir halten still wie Kinder.)

A friend’s wife has just given birth. We send him a message congratulating him on the birth of his fatherhood (the formulation makes us feel anachronistic, old-fashioned, hypermodern; fatherhood is a birth for a man who has become a father; strictly speaking, a birth is a double birth: childbirth, fatherbirth – It does not appear to be a triple birth. The mother was born earlier, at least; if ever). According to Freud, in Moses and Monotheism: The child’s early years are governed by grand overestimations of his father; kings and queens in a dream or fairy tale always represent the parents. Later, under the influence of rivalry and real disappointments, separation from the parents and a critical attitude towards the father sets in. This suggests that our congratulations might have been premature, or that we should have given them a temporal limit, in order to encourage the young father to doubly appreciate the first years of fatherhood, before it turns into a hellish condition if not into hell itself. (As a father – but also as a mother, and even more so as a child – we need to return to Freud again and again. For one, he himself seems to be a kind of primordial father, even though the time when he lived was not very long ago. Secondly, he is also a special kind of father, an Über-father, an Über-family father, who knows how to direct the search for the source of happiness and unhappiness again and again to the place where the family begins. Furthermore, we have come to grow fond of him over the years, as does everyone who can write.) We want to reformulate Freud: The father’s early years are governed by grand overestimations of the child; kings and queens in a dream or fairy tale always represent the children. Later, under the influence of rivalry and real disappointments, separation from the child and a critical attitude towards the son sets in. What remains unsaid in this formulation, and what we intend to include in an expanded message of congratulation, is that the grandiose estimation of the child, the baby, is for us a necessity. We have to put him on the throne, and to say that we have to does not mean that under different circumstances, or even if we were different parents, it would be possible for us not to put him on a throne. A have to which, without its being forced on us, makes us aware of how inescapable our actions, our thinking, our choices are, thereby pushing open for us a door into freedom, in a way that is different from our customary way of thinking. And having broached that subject, we must acknowledge also that fatherhood itself was inescapable and in no way the result of a choice or our will. We congratulate our friend, the new father, with the remark that it had to happen the way it did. Now, from the baby’s first breath on, there begins the overestimation of the child, we know that from our own experience. But it is a grand and benign overestimation, which we needed and still need; for the right estimation of fatherhood would have merely been the estimation that was most convenient (and most agreeable) to ourselves, and on those grounds alone an absurdity. Our estimation has to go astray, necessarily, we were and are not in a position to estimate rightly what it means to be a father, and of what use would that be to us anyway? Our baby is our Über-treasure, he leaves us no time and gives us no opportunity to do the right thing in the way we otherwise, under all other circumstances, always do (of course we want to do the right thing, but now we see clearly, out of our overestimation of the baby, — whom we, incidentally, have never underestimated since the day we made him our Über-treasure; and also every since he has looked at us with this roguish look in his eyes, this good-natured impudence that seems to be perfectly conscious of the fact that we, his parents, are not capable of underestimating him in any case, and even less of estimating him rightly, which is particularly true of his father, who happens at the moment to be watching him arrange chestnuts: putting a chestnut between two others again and again, taking one chestnut that lies between two others into his hand, again and again, and placing it somewhere else between two chestnuts, the open chain of chestnuts on the red rug . . .) This second birth (after the birth of oneself, the one that will lead to fatherhood) is perhaps in fact a birth into happiness (also an overestimation, perhaps even an overestimation of oneself), a birth into happiness that, as it were, suspends the preceding birth in the doubling of this process. Also, the second birth – arduous though it may feel at times, and of such long duration and still not completed – is a relief: it relieves one’s own birth of its earthly weight, endowing the one who was born with a fugitive lightness). Thus the poet Peter Handke, in his Child Story, gives utterance to the ancient poet: “For children are the soul of all humans. He who has not experienced this, suffers less acutely, but his well-being is a failed happiness.” (For the past several days, our son has been kissing us. Sometimes on the mouth. Moist silken kisses, indefinite and selfless and accidental as drops. But also decisively, deliberately, effectively. We hold still, like children.)

DAS ZWEITE JAHR – 32

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32

In allen möglichen Dingen können wir uns irren, aber nirgendwo ist die Gefahr größer als beim Essen. Beim Essen? Was kann man beim Essen falsch machen? Wie überhaupt ist die Möglichkeit, beim Essen etwas falsch zu machen, zu verstehen? Hat dieser Gedanke, beim Essen etwas falsch zu machen, etwas mit dem Essen an sich zu tun oder nicht vielmehr mit unserer merkwürdigen Fähigkeit, alles in Frage zu stellen, selbst das Einfachste, Fundamentalste, Natürlichste? Unser Baby ist mittlerweile gut ausgestattet, nur die Backenzähne lassen noch auf sich warten. Die beiden unteren schimmern schon im Zahnfleisch, die Mühen ihres Durchbruchs portionieren sich, jeder Schub ist ein Vielfaches schmerzhafter als bei Schneide- oder Eckzähnen. Aber auch ohne die Backenzähne (unsere stärksten Mittel auch die widerspenstigste Nahrung zu zertrümmern, zerkleinern, zermahlen) ist unser Baby fähig, so ziemlich jede feste Nahrung aufzunehmen, die wir, mundgerecht, kindermundgerecht auf seinen Teller legen (natürlich versucht es sich auch an so monströs harten Produkten wie Walnüssen mit Schale, noch harten Birnen, oder an abbeißresistenten Tierischem wie einem Rindersteak oder einem Stück harten Parmesan). Aber legen wir das Richtige auf seinen Teller? Es ist keine Frage, die wir uns zu stellen brauchen, es ist geradezu so, als würde die Frage aus unseren Lebensmitteln aufsteigen, aus jedem Lebensmittel hervorplatzen, so omnipräsent ist sie, so aufdringlich, so ganz und gar nicht befriedigend beantwortbar. Es scheint zu dieser Frage zu gehören, dass sich zwar eine passende Antwort finden lässt, aber jeder noch so guten Antwort scheint ein Verfallsdatum innezuwohnen, die uns die Frage wieder und wieder stellen lässt. Über uns schwebt eine ungeheure Drohung: wir könnten das Falsche essen! Das uns Unverträgliche, Unzuträgliche, das uns physisch wie moralisch zerstören könnte. Auch wenn wir uns einiges Fehlverhalten bei unserer eigenen Ernährung (auch beim Trinken) nachsehen, so wirkt die Drohung hundertmal stärker, wenn wir unser Baby füttern. Bei ihm, für seine Zukunft, sein Gedeihen, wollen wir alles richtig machen. Doch unser Baby scheint dem Essen nicht diese Hauptrolle zuzusprechen wie wir. Es isst gerne, aber manchmal auch nichts. Manchmal nur Ananasstücken, auf keinen Fall, egal in welcher Zubereitung, Karotten. Gerne kleine Marmeladenbrote ohne Rinde, kein Fleisch, jede Art von Fisch, natürlich Bananen, trockenen Kuchen mit Sahne. Das Essen ist interessant, aber für unser Baby, das lange im Schlaraffenland der Muttermilch gelebt hat (und für einen kleinen Abendtrunk mit großer Freude dorthin zurückkehrt, um in dem einzig real existierenden Paradies friedlich in den Schlaf zu sinken), ist das Essen eine Sache unter vielen anderen, es isst, weil wir essen, so wie es Vieles tut, weil wir es tun. Von der Notwendigkeit des Essens hat es keine Ahnung (notfalls, denkt es vielleicht, bleibt mir ja immer noch die Brust), wenig hält es auch von unserem Essensernst: essen ist doch eine durchaus komische Sache, man steckt sich etwas in den Mund, das man zerkauen und schlucken soll, aber man kann sich doch alles in den Mund stecken, man muss keine Unterschiede zwischen den Dingen machen (vielleicht denkt es: die ganze Welt ist essbar!) und kann sie auch jederzeit wieder ausspucken (wir schlucken ja – einmal in unserem Mund – fast alles runter, was unser Baby manchmal durchaus mit großer Verwunderung beobachtet). Essen: harmlose, freudvolle, genüßliche Angelegenheit, der wir ausnehmend gerne in Gesellschaft nachgehen. Aber dann: ein Fluch liegt über dem Essen! Das Gummibärchen (überall wird es unserem Kind angeboten: im Treppenhaus von der Reinigungsfrau, im Schuhladen, beim Bäcker, auf dem Spielplatz … die Leute scheinen alle stets ein paar Gummibärchen bei sich zu tragen): ein Monstrum ist jedes Gummibärchen, obwohl so winzig, bunt und niedlich. Schweinefett und Zucker in freundlich tierische Gestalt gegossen. Was ist schlimmer? Fett oder Zucker? (In seinem Aufsatz Das innere Erleben der Nahrungs- und Genußmittel scheibt Rudolf Steiner: Wenn die Seele eine Entwicklung durchmacht, dann erlebt sie alles das, was sie an Zuckersubstanz aufnimmt oder in sich hat, wie etwas, was ihr innerliche Festigkeit gibt, was sie innerlich stützt, was sie gewissermaßen mit einer Art natürlicher Egoität durchzieht. Und in dieser Beziehung darf sogar dem Zucker in einer gewissen Beziehung eine Art Lobrede gehalten werden. Gerade derjenige, der eine Seelenentwicklung durchmacht, kann oftmals bemerken, daß er es sogar oft nötig hat, etwas Zucker aufzunehmen, weil ja die seelische Entwicklung dahin gehen muß, immer selbstloser und selbstloser zu werden … Durch den Zucker wird … eine Art unschuldiger Egoität geschaffen, die ein Gegengewicht bilden kann gegen die notwendige Selbstlosigkeit auf moralisch-geistigem Gebiete. Guter Zucker, schlechter Zucker – schon greift unser Baby in Richtung des Gummibärchens, dargeboten von einer Hand, die ihm weit entgegenkommt; fast schon sind wir dazwischengesprungen, zögern noch.) (Fett, Schweinefett? Die Grausamkeit der industriellen Tierhaltung ist mittlerweile bekannt. Das meiste Fleisch, das auf den Tellern landet, ist unter würdelosen Umständen dorthin gelangt. Verrückteweise sieht man es ihm nicht an. Grausamkeit riecht nicht. Oder doch? Gestehen wir uns mehr Grausamkeit zu, als wir uns glauben machen wollen? Brauchen wir sie, damit es uns schmeckt? Das wollen wir weit von uns weisen! Denken wir darüber nach, dann wollen wir lieber, viel lieber Fleisch von artgerecht gehaltenen Tieren essen, von glücklichen Tieren, Tieren, denen niemand unnötigen Schmerz zugefügt hat. Trauen wir uns, können wir uns trauen, dass wir es damit ernst meinen? In seinem Buch Tiere essen, schildert Jonathan Safran Foer eine Szene anlässlich eines Aquariumbesuchs: Und da war diese Scham, Mensch zu sein: die Scham, dass 20 der rund 35 klassifizierten Seepferdchenarten weltweit vom Aussterben bedroht sind, weil sie bei der Fischproduktion „unabsichtlich“ sterben. Gerade waren wir noch beim Schwein, jetzt sind wir beim Fisch und plötzlich bei der Scham. Unser Baby hat unsere Unachtsamkeit ausgenutzt und nach dem Gummibärchen gegriffen. Schon klemmt es zwischen seinen Schneidezähnen. Hat es nicht neulich diesen Marienkäfer, der über den Küchentisch laufen wollte, mit ruhiger Hand, ruhigem Zeigefinger auf die Tischplatte gedrückt, gerade so dass seine Beinchen einknickten?) Der Fluch: was schadet uns und unserem Baby, was nützt uns und unserem Baby. Kein Grund zur Scham, kein Grund zu Fatalismus. Manchmal kommt uns vor, als würde gerade das Essen (und all die Hintergedanken die es erzeugt) uns hindern, in den Augenblick zu kommen, obwohl es nichts augenblicklicheres gibt, als die Nahrungsaufnahme (schon im Mund, schon zerkaut, schon geschluckt, schon vergessen unsere Lust, unser Hunger). Der Augenblick (auch wörtlich genommen), notwendig, um zu sehen, was wir tun. Der Augenblick: die meditative Schule des offenen Auges, der Hinwendung zum Ganzen unseres Tuns. Der Augenblick: ohne den das Denken leer bleibt, wertlos, gewissermaßen fleischlos. Betrachten wir unser Baby kommt es uns so vor: es isst im zweifellosen Vertrauen, dass das, was wir ihm vorsetzen, das Richtige ist. Wollten wir das naiv nennen oder es mit seiner Unkenntnis entschuldigen, es also nicht ernst nehmen, würden wir uns selbst und das, was wir betrachten, nicht ernst nehmen. Auch unseren Irrtum nicht. (Zwölf, oft quälende Jahre lebte Irina Tweedie bei ihrem Sufimeister Bhai Sahib in Indien. Jeder Tag bestand aus der gleich intensiven, nicht nachlassenden – selbst, wenn sie nachließ – Suche nach der Wahrheit. Nach dem Wunsch nach innerem Frieden. Sie schreibt: Es regnet … ein leichtes Nieseln, und es ist heiß. Ich habe ihn gefragt, ob ich Vegetarierin bleiben soll. Ich weiß, daß es einige seiner Schüler sind und andere wiederum nicht. Er sagte, er würde mir das überlassen. Vegetarismus könnte zur festen Weltanschauung werden, zur Religion, zu einem Hindernis. „Sie können sich nicht in den Himmel essen. Tuns Sie das, was das Beste für sie ist.“)

There are all sorts of things in which we can err, but nowhere is the danger greater than in eating. in eating? What can one do wrong in eating? What does it even mean to say that it is possible to do something wrong in eating? Does this idea of doing something wrong in eating have anything to do with eating as such, or doesn’t it rather come from our peculiar ability to put everything in question, even the simplest, most basic, most natural things? Our baby by now is well equipped, only his molars are still slow in coming. The two lower ones are already glimmering through his gums, the labor of their cutting advances in irregular intervals, each push is many times more painful than it was with the incisors or canines. But even without the molars (our strongest tools for smashing, crushing, grinding), our baby is able to ingest just about any solid food we put on his plate in bite-sized, baby-bite-sized portions (and of course he tests his abilities on such monstrously tough products as unshelled walnuts, pears that are still hard, or a piece of steak that resists being torn off with one’s teeth, or a piece of hard parmesan cheese). But are we putting the right thing on his plate? This is not a question we need put to ourselves, it virtually bursts forth from every article of food: it is that omnipresent, that insistent, and virtually impossible to answer in a satisfactory way. One essential aspect of this question seems to be that, while a fitting answer may well present itself, there is always a date of expiration that seems to inhere even in the best of answers, forcing us to pose the question again and again. A terrible threat hangs over us: we could be eating the wrong things! Eating things that are incompatible with, detrimental to our systems, capable of destroying us, both physically and morally. Even if we forgive ourselves some misconduct in our own eating (and also drinking), the threat feels a hundred times greater when we are feeding our baby. Where he is concerned, his future, his flourishing, we want to do everything right. But our baby does not seem to attribute the same central importance to the act of eating that we do. He likes to eat, but there are times when he eats nothing at all. Sometimes just pieces of pineapple, and never carrots, no matter how we prepare them. He likes little marmalade sandwiches without a crust, no meat, all kinds of fish, bananas of course, dry cake with cream. Food is interesting, but for our baby, who lived for a long time in a lotus land of ever-available mother’s milk (a source to which he happily returns for an evening drink, in order then to drift off into sleep in the only real paradise on earth), eating is one topic among many, he eats because we eat, just as he does many things because we do them. He has no conception of the need for food (if there’s a need, he may think, there’s always the breast), nor does he think much of our seriousness about eating: eating is funny, you put something in your mouth that you’re supposed to chew and swallow, but you can put anything in your mouth, you don’t need all these distinctions (maybe he thinks: you can eat the whole world!), and you can always spit out what you put in (we, after all, once there is food in our mouths, swallow almost everything down, which our baby sometimes observes with great wonder). Eating: a harmless, joyful, pleasurable business we are particularly fond of pursuing in company. But then: a curse hangs over this very pleasure! The little gummy bear (handed out to our child wherever we go: in the stairwell by the cleaning woman, in the shoe store, at the baker’s, on the playground . . . everyone seems to be carrying around with them a couple of gummy bears): every one of them is a monster, however pretty, cute and colorful it may look. Pork fat and sugar poured into the friendly shape of a little animal. Which is worse? Fat or sugar? In his essay, The Inner Experience of Nutrition and Stimulants, Rudolf Steiner writes: When the body develops, it experiences the intake of sugar and the body’s sugar content as though receiving inner stability, inner support, and it is permeated to a certain extent with a kind of natural egoity. In this regard, one can extol the virtues of sugar. In fact, in the process of spiritual development one often notices a need for sugar, because through development the soul aims to become progressively more selfless . . . Eating sugar creates a kind of “innocent egoity,” as it were, that can balance the selflessness necessary in the moral and spiritual spheres. Good sugar, bad sugar – already our baby is reaching out for the gummy bear, proffered by a hand that approaches him from afar; we almost intervened, are still hesitating.) (Fat, pork fat? The cruelty of industrial farming is by now a well-known fact. Most of the meat that lands on our plates has arrived there under disgraceful circumstances. The crazy thing about is that you can’t tell by looking at it. Cruelty has no smell. Or does it? Do we permit ourselves more cruelty than we want to admit? Do we need it to make our food tasty? That is a notion we decidedly reject! If we think about it, we would rather, much rather, eat the meat of animals that were kept in a species-appropriate manner, happy animals, animals on whom no one has inflicted unnecessary pain. Do we dare, can we trust ourselves, to be serious about this? In his book, Eating Animals, Jonathan Safran Foer describes a scene at the aquarium: There was shame in being human: the shame of knowing that twenty of the roughly thirty-five classified species of sea-horse worldwide are threatened with extinction because they are killed “unintentionally” in seafood production. Just a moment ago we were talking about pigs, now we have arrived at fish, and suddenly at shame. Our baby has taken advantage of our inattention and reached out for the gummy bear. It’s already clamped between his incisors. Recently, when a ladybug wanted to cross our kitchen table, didn’t he press it down against the tabletop with a steady hand, a steady forefinger so that its little legs buckled beneath it?) The curse: what is harmful to us and our baby, what is useful to us and our baby? No cause for shame, no cause for fatalism. Sometimes it seems as if the act of eating, above all (and all the ulterior thoughts it produces), prevent us from being in the moment, even though there is nothing that is more of the moment than the intake of food (already in the mouth, already chewed, already forgotten, our pleasure and our hunger). The moment (and that nice double meaning the German word gives it: Augenblick – eye-glance), necessary for seeing what we are doing. The Augenblick: the meditation school of moment-to-moment open-eyed presence, the attention turned toward the entirety of our activity. The Augenblick: without which thought remains empty, worthless, even fleshless, in a sense. When we observe our baby, this is our impression: he eats in doubtless trust that what we put before him is right. If we were to call that naïve and excuse it with his ignorance, in other words not take it seriously, we would be failing to take ourselves and even what we are looking at, even our own error, seriously. (For twelve, often torturous, years, Irina Tweedie lived with her Sufi master in India. Every day consisted of the same intense, unrelenting – even when the intensity relaxed – quest for truth. For quelling the desire for inner peace. She writes: It is raining . . . a soft drizzle, and it is hot. I asked if I should remain vegetarian. I know some of his disciples are, and some are not. He said he leaves it to me. Vegetarianism can become a creed, an obstacle, a religion. “You cannot eat yourself into heaven. Do what is best for you.”)

DAS ZWEITE JAHR – 31

31

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Natürlich (und wahrscheinlich natürlicherweise) haben wir Angst um unser Baby. Das ist nichts Diffuses, nichts Eingebildetes, nicht einmal etwas Neurotisches. Die Angst meldet sich plötzlich, vermittelt durch eine Vorstellung, durch ein Gedankengespinst oder eine überraschende Einsicht (in die Größe des Lebens, seine Gefährdung, seine Illusion, seine harte Realität). (Eine der häufigsten, auf Spielplätzen zu belauschende Ängste ist die Befürchtung, das eigene Kind könnte geraubt werden. Der Dieb oder die Diebin nähern sich unauffällig, unsichtbar, wenn das Kind sich aus dem Blick von Mutter oder Vater entfernt hat, wenn es zum Türchen der Umzäunung gelaufen ist oder bereits auf den Gehweg hinaus, dann greift der Dieb oder die Diebin nach dem Kind und fort ist es, für immer verschwunden, unauffindbar. Schrecklicher noch als die Fantasien, was mit dem Kind geschehen könnte, ist die gemeine Gewissheit darüber, dass es niemals wiederkehren wird. Es ist weg, spurlos, geradezu aufgelöst. Die Überzeugung, diese Gefahr des Kindsraub könnte wirklich bestehen, ist riesig. Auch wenn man niemanden kennt, dem es zugestoßen ist, ist diese Gefahr höchst glaubwürdig. Hat man nicht schon oft darüber gelesen? Nicht nur in Diktaturen verschwinden und verschwanden Menschen, Kinder, Babys – in Serbien, Argentinien, China … – oder durch schreckliche Unfälle, es kann überall geschehen. Das Leben an sich ist vom Verschwinden bedroht, wo könnte sich diese Drohung deutlicher zeigen, als an einem Wesen, einem kleinen Menschen, der – so scheint es – nicht auf sich selbst aufpassen kann? Der einzige verbliebene Feind des Menschen – vielleicht war er ja überhaupt zu allen Zeiten der einzige – ist ein anderer Mensch. Also lauert die Gefahr an jedem Ort, auch an unserem, soweit friedlichen, an dem niemals Kinder geraubt werden, wie wir zu wissen glauben. Vielmehr, die Angst existiert auch ohne die realen Verhältnisse, ohne Bedrohung, ohne Erfahrung, ohne Kenntnisse. Und dann zerplatzt sie. War sie eben noch riesig, ist sie im nächsten Augenblick nicht einmal mehr winzig. Zerplatzt, verschwunden, aufgelöst – und in dieser Plötzlichkeit, mit der sie verschwindet, gleicht sie dem, was sie gerade noch herbeifantasiert hat. Und die Erleichterung, dass das für Sekunden verschwundene Kind jetzt wieder bei uns steht, ist demzufolge kaum spürbar. Die Angst ist zerplatzt und das Erstaunen darüber nicht größer als beim Zerplatzen von Seifenblasen. – Eine Mutter hat eine Seifenblasenmaschine mitgebracht. Sie ist eigentlich eine Pistole, roter Griff, gelber Lauf. Jetzt schießt sie, von Kinderhand bedient und Erwachsenenhand befüllt, ein schillernd-durchsichtiges Feuerwerk nicht in den Himmel, sondern vor die Nasen der erregten kleinen Zuschauer). Aber verschwinden nicht eher die Eltern als die Kinder? „… wie einst Buddha sprach, als ihm die Geburt eines Sohns gemeldet wurde: »Râhula ist mir geboren, eine Fessel ist mir geschmiedet« …“ heißt es in Friedrich Nietzsches Zur Genealogie der Moral im Essay über die asketischen Ideale. „… »eng bedrängt«, dachte er bei sich, »ist das Leben im Hause, eine Stätte der Unreinheit; Freiheit ist im Verlassen des Hauses«:»dieweil er also dachte, verließ er das Haus«.“ Einer Jātaka, Geburtsgeschichte nach vergnügte sich der spätere Buddha gerade an den Ufern des königlichen Teichs, als ihn die Nachricht über die Geburt seines Sohns erreichte. Und schon fiel seine Entscheidung zur Weltflucht. Für einen Moment zögerte er, wollte vor seiner Weltflucht doch noch seinen Sohn betrachten, fand ihn an der Brust seiner Mutter schlafend und dachte: „Wenn ich die Hand der Fürstin entferne, um meinen Sohn zu nehmen, so wird die Fürstin erwachen und es würde mir dadurch ein Hindernis für meinen Weggang entstehen. Wenn ich Buddha geworden bin, werde ich wiederkommen und ihn sehen.“ Diente also der Fortgang, die Abwendung vom Familienleben, die endgültige Erleuchtung des Bodhisattva damit nicht eigentlich der Errettung seines Sohns, ja, der ganzen Menschheit? Kann die Menschheit nicht anders erlöst werden, als durch zeitweiliges Verschwinden der Erzeuger, die dann für lange Zeit die Retter sein werden? (Ob die Mütter eines Tages ähnlich geschickt und geschwind im Verschwinden sein werden wie die Väter?) Nietzsche jedenfalls betrachtet die selbstverordnete Askese des Buddha und all der anderen Erlöser, Philosophen, Stifter so: „er verneint nicht damit »das Dasein«, er bejaht darin vielmehr sein Dasein und nur sein Dasein, und dies vielleicht bis zu dem Grade, daß ihm der frevelhafte Wunsch nicht fern bleibt: pereat mundus, fiat philosophia, fiat philosphus, f i a m! …“ Die Weltflucht ist Familienflucht, Alltagsflucht, Gemeinsamkeitsflucht? In diesem Konzept von Erkenntnis, Erweiterung, Erleuchtung verschwinden die Kinder, die Babys. Die Angst, sie könnten geraubt werden, ist ebenso die Angst der Beraubten und Geraubten. Das Leben außerhalb (des Spielplatzes!) zu suchen ist eine so eigenartige Vorstellung, als wollte man das eigene Kindsein nicht wahr haben. Zugleich die Angst das Kindsein zu verlieren: würde uns unser eigenes Kind geraubt, würden wir selbst geraubt. Ein Raub, der niemals wieder gut zu machen wäre. Im Zarathustra sagt Nietzsche: „Ich habe eine Frage für dich allein, mein Bruder: … Du bist jung und wünscht dir Kind und Ehe. Aber ich frage dich: bist du ein Mensch der ein Kind sich wünschen darf? Bist du der Siegreiche, der Selbstbezwinger, der Gebieter der Sinne, der Herr deiner Tugenden? … Ich will, daß dein Sieg und deine Freiheit sich nach einem Kinde sehne … Über dich sollst du hinausbauen … Ehe: so heiße ich den Willen zu zweien, das Eine zu schaffen, das mehr ist, als die die es schufen …“ Am Ende ist es wieder die Sehnsucht nach dem Übermenschen (der wo beginnt? Im Überbaby? Überbaby gefällt uns viel besser als Übermensch, Überbaby klingt nach einem Witz, über den der Übermensch nicht verfügt). Buddhas Flucht und Zarathustras Selbstüberwindung ähneln sich, der Wunsch nach Größe, Verbesserung, Vervollkommnung, nach tiefster Läuterung und höchster Genesung findet sich bei beiden. Und die Blindheit vor Ort. Dem Blick des Boddhisattva engeht der Buddha, der Meister zu seinen Füßen, an der Brust seiner Frau liegt er, unschuldig und fromm harrt er der Entscheidung seines (oh ja, auch er ist einer) Schülers. Der Boddhisattva betrachtet sein Kind und liest dessen erste Lehre aber als: Fliehe mich, Vater! Zarathustra möchte den reifen (den überreifen) Menschen als erstes Glied der Zeugung, des Schaffens, des Fortgangs der Welt. Beides ist Folge des Umstandes, dass das Baby, das Kind schon geraubt worden ist, schon abhanden gekommen, schon verschwunden (und die Angst, ein Kind könnte geraubt werden, ist also eine Rückkehr an diesen Ursprung). (So gehen wir vom Spielplatz nach Hause: Es gibt nichts Schöneres, als die Welt umzudeuten. Sage ich zu meinem merkwürdig schweigsamen Sohn, der auch heute wieder nicht verschwunden ist, der auch heute wieder dem Räuber entgangen ist. Keinen Laut gibt er von sich, kein Gebrabbel. Es ist ja nicht so, dass er ein Vielredner wäre, dazu fehlt es ihm noch an Sprache. Aber auch das Schweigen des Babys ist ja sprechend oder nicht sprechend. Heute ist es stumm. Endlich begreife ich: die alte, längst vergessene Leidenschaft des Steinlutschens ist wieder zurückgekehrt. Dick beult sich die rechte Backe und auf meinen, ich-verstehe-Blick hin, öffnet unser Baby kurz den Mund und schiebt den Stein mit der Zunge nach vorne. Glänzender Stein auf Zunge im zarten Schein des Abendrots.)

DAS ZWEITE JAHR – 30

30

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Unser spielendes, turnendes, kletterndes Baby. Überall auf den Spielplätzen finden sich diese großen und kleinen Klettergerüste, die Häuschen, Stangen, Seile. Auch überall sonst gibt es etwas zum Greifen für Hand und Fuß (Hand und Fuß: sie liegen, stehen, haben sich noch ganz nahe, benehmen sich ähnlich, berühren sich gerne, würden sich manchmal am liebsten verknoten. Treppenstufen, Vorgartenzäune, Mäuerchen, Rampen zur Kirche hinauf und in den Laden des Getränkehändlers hinein, Bordsteine, Wandgitter, Fallrohre der Regenrinnen, Kellerfenster, große Steine gegen wildes Parken, Stühle und Bänke auf Freischankflächen, die Schütten vor den Buchläden mit dem Querbrett unten drin, Einkaufswagen, Blumenkübel … Alles könnte erklettert werden, einen Versuch ist es wert, manchmal scheint der Blick unseres Babys nur seinen kletterlustigen Gliedmaßen zu dienen, der Abschätzung, ob und wie diese Wand oder jenes Geländer geeignet sind, Zehen und Finger zu spreizen, einzuhaken und fest zusammen zu schließen (wir nennen es immer noch Baby, zärtlich, sentimental, klettern ein bißchen selbst an unserem Baby hoch, als könnten wir so sein Schwinden, Verschwinden aufhalten. Das Ziel seines Kletterns ist der Aufstieg, das Hinauf ist unendliche Verführung. Vielleicht klettert es auch nur dort hin, wo es eigentlich zu Hause ist: in der Höhe. Das ist etwas paradox. Um dorthin zu gelangen, wo es eigentlich zu Hause ist, muss es mehr sein als ein kleines kriechendes, krabbelndes Baby. Also, denken wir, kann es sein Ziel nur verpassen. Und das mit größtem Eifer, größter Lust und Freude. Sicherlich mißverstehen wir unser Baby einmal mehr, was wir als für uns vorteilhaft deuten; solange wir es mißverstehen, ist es und bleibt es unser Baby. So schnell geht uns unser Meister nicht verloren). Und doch, bei aller Begeisterung übers Klettern, widerstrebt unserem Baby die Routine, die automatische Wiederholung, das Zwangsläufige (beim Anblick der nächsten Klettergelegenheit). Uns im ersten Moment (und ein paar Momente mehr) plötzlich erscheinend, zögert unser Baby heute, betrachtet das bunte Häuschen mit der senkrechten Leiter, nähert sich ihm jedoch nicht, kehrt sogar um, sammelt ein Stöckchen auf, untersucht es, zieht die Rinde ab und lässt es wieder fallen. Danach kommt es auf unsere Decke zurück, steckt sich zwei Trauben in die Backe und unternimmt nichts weiter. Unser Baby ist kein Sportler. Es verspürt keinen Zwang, etwas, das ihm gefällt, zwangsläufig wiederholen zu müssen, es kennt keinen Gedanken, der ihm einen Trainigsplan aufnötigt, die oberste Sprosse ist kein Ziel für es, das es innerhalb der nächsten Woche zu erreichen gilt. Und doch wird es diese Sprosse erklettern, es scheint einer Art natürlicher, absichtsloser Zielsetzung zu folgen, die umso mehr verblüfft, da sie sich von einem Mal zum anderen Mal plötzlich zu erfüllen scheint. Und es gibt wohl eine Tagesform, der sich unser Baby keinesfalls widersetzt. Fließt seine Energie langsam, gering, tief, lässt es sich weder durch unseren Zuspruch, noch durch eigenen Wunsch dazu überreden, aktiver zu sein, als dieser Tagesform entsprechend. Nichts liegt ihm ferner, als ein für den eigenen Zustand blindes Training und doch verliert es die oberste Sprosse nie aus dem Auge, selbst wenn es zwei Wochen lang scheint, als hätte es jedes Interesse an ihr verloren, ja, als wüsste es nichts von dieser Sprosse (unser Baby, behaupten wir bewundernd und durchaus pathetisch, ist ein Sportler, der aus Freiheit erreicht, wozu der erwachsene Sportler sich zwingt und seinen Willen braucht; im ausgeschlossenen Aufgeben ähneln sich die beiden wiederum sehr und auch in dem: einmal ein Ziel erreicht zu haben, führt bald dazu, sich ein neues zu suchen. Gar nichts hält es vom Bewahren des einmal Bewältigten, Ruhm ist ihm fremd, seine Freude nach dem erfüllten Ziel ist wirklich nur augenblicklich, niemandem erzählt es von seinen Heldentaten, es ist froh, dass ihn die Sprache für solche Erzählungen nicht braucht. Vielmehr als alles andere ist das Erreichte Vergangenheit, gute Vergangenheit, ganz und gar vergangene Vergangenheit und genau deswegen Ursprung des Neuen, des ganz und gar neuen Ziels, ebenso im Augenblick entstehend). Hier kommt unser Ehrgeiz ins Spiel (den wir nur zu gerne auf unser Baby übertragen wollten. Eine kleine Dosis davon mag nicht schaden, aber es im Ganzen zu tun, wäre eine Dummheit), unser Ehrgeiz, der immer auch ein Übereilen ist. Unserem Baby Zeit zu lassen, seine Zeit zu lassen; wie oft (nicht zu oft glücklicherweise, denn unsere Erziehung durch unser Baby hat schon einige Früchte getragen) ertappen wir uns bei Ratschlägen oder auf dem Klettergerüst beim Vorschlagen von Handgriffen, die nur Ausdruck unserer Ungeduld und Unruhe sind, unserem Besserwissen und unseren Ambitionen entspringen. Unser Baby weiß, was es tut (braucht es Hilfe, wird es sich melden). Laut der Ärztin und Pädagogin Emmi Pikler ist es eine Frage des Friedens. Niemals ist der Mensch friedlicher, als wenn ihm möglich gemacht wird, sich selbst zu entdecken, seine Fähigkeiten selbst zu entwickeln, bei sich zu bleiben im Großwerden. Emmi Pikler zeigt uns in fünf Bildern einen zwei Jahre alten Jungen, wie er einen kleinen Tisch erklettert und sich oben aufrichtet. In dem Maße es (das Kind) beim Klettern höher und höher gelangt, wird es allmählich immer vorsichtiger. Es kennt die Unsicherheit des Tisches, es kennt die Gefahren. Es spielt und turnt zugleich. Auf jedem der einzelnen fünf Bilder sehen wir vollkommene Turnleistungen. Dieses Kind lässt man ruhig spielen. Niemand schreit es an, niemand holt es vom Tisch herunter. Doch ist es sich im klaren, daß es selber auf sich bei solchen Unternehmungen achtgeben muß. Dementsprechend verhält es sich auch. Es gibt auf sich acht. Wir können sicher sein, daß ihm nichts passieren wird. Wir können sicher sein, daß ihm nichts passieren wird. Wir können sicher sein, dass unserem Baby nichts passieren wird! Welch Trost und Vertrauen! (Da winkt uns unser Baby von oben zu, von dem kleinen Balkon im Kletterhäuschen aus, nachdem es die Schräge mit den knubbeligen Haltegriffen überwunden hat, die schwierige Schwelle zu den ebenen Brettern und das Gewackel der Seilbrücke – es winkt uns zu und sein Winken reicht weit über uns hinaus.)

Our playing, climbing gymnast of a baby. Everywhere in the playgrounds there are these big and small jungle gyms, the little houses, bars, ropes. Everywhere else, too, there is something to grasp hold of for hand and foot (hand and foot; they still lie and stand and hold close to each other, behave similarly, like to stay in touch, seem at times intent on knotting themselves together). Stairways, front yard fences, little walls, ramps leading up to the church and into the liquor store, curbstones, wall grills, the downspouts of rain gutters, cellar windows, large stones set up to prevent wild parking, stairs and benches in outdoor taverns, the chutes in front of libraries with the transverse board at the bottom, shopping carts, flower tubs . . . Everything might conceivably be climbed, it’s worth a try, sometimes our baby’s glance seems only to serve his limbs’ love of climbing, to assess the possible use of  this wall or that railing for the spreading and clasping and gripping of fingers and toes (we still call him baby, tenderly, sentimentally, even climb upward a little alongside our baby ourselves, as though in this way we could hold back his vanishing, his disappearance). The goal of his climbing is ascendance itself, the vertical rise is an infinite enticement. Perhaps he is only climbing to where he is essentially at home: height. This is a bit of a paradox. To get to where he is essentially at home, he needs to be more than a creeping, crawling little baby. Therefore, we think, he can only miss his goal. And this with the greatest eagerness, the greatest pleasure and joy. Surely we’re misunderstanding our baby once again, a possibility we interpret as being to our advantage; as long as we misunderstand him, he is and remains our baby. This Master won’t be lost to us so soon). And yet, with all his enthusiasm for climbing, our baby resists routine, automatic repetition, the force of compulsion (in view of the next opportunity for climbing). And today – suddenly, it seems to us at the first moment (and for a few moments more) — our baby hesitates, observes the colorful little house with the vertical ladder but doesn’t approach it and even turns around, picks up a twig, examines it, pulls off its bark, and drops it. Thereupon he returns to our blanket, stuffs two grapes into his cheeks, and undertakes nothing further. Our baby is not a sportsman. He feels no compulsion to repeat something he likes again and again, he is unacquainted with the kind of thinking that would impose a regimen of training, the uppermost rung is not, for him, a goal that must be reached within a week. And yet he will reach that rung, he seems to be following a natural, unintentional trajectory, which is all the more astonishing as it seems to find its goal suddenly again and again. And there seem to be variations of fitness, like those of athletes, from day to day. When his energy flows slowly, with less intensity, at a deep level, no encouragement from us, nor even his own desire, can persuade him to be more active than his momentary fitness will permit. Nothing is further from his mind than some training or regimen not fitted to his own state and condition, and yet he never loses sight of the uppermost rung, even if for two weeks it seems as if he has lost all interest in it, in fact as if he knew nothing of this rung (our baby, we assert, full of admiration and not without pathos, is an athlete who achieves, as an effortless outflow of his freedom, what an adult athlete forces himself to achieve with an effort of will; on the other hand, the two are very similar in the way that for them, giving up is out of the question, and also in a second respect: that once they have reached a goal, they look for a new one. He is completely uninterested in holding on to what he has attained, he knows nothing of fame, his pleasure in an achieved goal is truly only for the moment, he tells no one about his heroic deeds, he is glad that language does not need him for the telling of such stories. Attainment is, to a much greater degree than anything else, a thing of the past, a good past, an utterly past past, and precisely for this reason a source for the new, for the utterly and completely new goal, which also arises in the moment). Here our ambition comes into play (which we would only be too keen to confer to our baby. A small dose of it may not do much harm, but to do it whole hog would be more than foolish), our ambition, which is always also a form of haste. To give our baby time to take his time; how often (not too often, happily, for the education we have received from our baby has already borne some fruits) we catch ourselves giving advice or recommending ways of grasping the bars of the jungle gym that are only an expression of our impatience and unrest, our know-it-all insecurity and our ambition. Our baby knows what he is doing (if he needs help, he will let us know). According to the pediatrician and pedagogue Emmi Pikler, it is a matter of peace. Never is a human being more peaceful than when he is enabled to discover himself, to develop his capacities by himself, to be at home with himself while growing up. In five pictures, Emmi Pikler shows us a two-year-old boy climbing a small table and standing up on top of it. As he climbs higher and higher, he gradually becomes more careful. He knows the table is not safe, he understands the dangers of climbing it. He is both playing and performing a gymnastic feat. On each of the five pictures we see perfect demonstrations of athletic skill. This child is being allowed to play in peace. No one is shouting at him, no one is pulling him off the table. Yet he is well aware that he himself needs to be careful with such activities. And he behaves accordingly. He takes care of himself. We can be sure that no harm will befall him. We can be sure that no harm will befall him. We can be sure that no harm will befall our baby! What consolation and assurance! (And just now our baby waves to us from above, from the little balcony in the house built for climbing, after he has mastered the incline with the knobbly handholds, the difficult threshold to the level boards and the swaying of the rope bridge – he waves to us and his waving reaches far beyond us.)